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Das akademische Naturrecht im absolutistischen Dänemark c. 1690-1773: Professionalisierung und Politik
Antragsteller
Mads Jensen, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497638028
Dieses Projekt ist eine Geschichte des akademischen Naturrechts und seiner intellektuellen und praktischen Bedeutung in Dänemark- Norwegen c. 1690-1773. In dieser Epoche wurde das Naturrecht als eine akademische Disziplin etabliert, wodurch Studenten in den Grundlagen des Rechtswesens und der Politik geschult wurden, und die intellektuelle und politische Geschichte Dänemarks-Norwegens nachhaltig geprägt wurden. Trotzdem wurde die Geschichte des akademischen Naturrechts in Dänemark-Norwegen bisher nicht eingehend untersucht. Die Forschung hat stattdessen die Rezeption der Ideen „großer Denker“, wie z.B. Grotius und Wolff, als ein undifferenziertes „modernes“ Naturrecht beschrieben. Dies hat eine Anerkennung der historischen Existenz eines akademischen Naturrechts und seiner i Bedeutung in Dänemark-Norwegen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert bisher verhindert. Die akademische Rezeption des modernen Naturrechts fand seit 1630 in Dänemark- Norwegen an der Akademie von Sorø statt. Ab den 1690er Jahren wurde Naturrecht als eigenständige akademische Disziplin an der Universität Kopenhagen etabliert, mit bedeutenden Verbindungen zur Universität Halle, was zu einer Zunahme von Vorlesungen und Veröffentlichungen führte. In der Praxis wurde das Naturrecht angewandt, um die absolutistische Monarchie, ihre innerstaatlichen Reformen und ihren Kolonialismus in Übersee zu rechtfertigen. Das Projekt zielt darauf ab, den vollen Umfang der akademischen Lehre des Naturrechts in Dänemark-Norwegen c. 1690-1773, die damit einhergehende Professionalisierung der Beamten der absolutistischen Monarchie und die Auswirkungen auf Politik und politischen Debatte zu untersuchen. Untersucht wird eine Auswahl gedruckter und handschriftlicher Quellen, die von Vorlesungsmitschriften über gedruckte Werke bis hin zu administrativen Briefwechseln reicht. Das Projekt ist in drei Phasen gegliedert. 1) Prosopographische Analysen der Professorenschaft, Schriftsteller und Veröffentlichungen zum Naturrecht. Eine wichtige Ressource für dieses Vorhaben bildet die Datenbank „Natural Law 1625-1850“, die eine Analyse der dänischen Naturrechtslehre in einem internationalen Kontext ermöglicht. 2) Eine Untersuchung des Inhalts der akademischen Lehre und theoretische Diskussion des Naturrechts in Dänemark-Norwegen. 3) Eine Untersuchung der praktischen Bedeutung des akademischen Naturrechts für Reformen sowie Dänemarks Innen- und Außenpolitik, einschließlich seiner kolonialen Unternehmungen. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts werden sowohl einen grundlegenden Perspektivwechsel auf die Geschichte der akademischen Naturrechtslehre in Dänemark-Norwegen und ihren internationalen akademischen Verbindungen. Zudem wird gezeigt, wie sich die Ausbildung wichtiger politischer Akteure im Naturrecht entscheidend auf politische Entwicklungen auswirkte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen