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Neurokognitive Mechanismen interindividueller Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit
Antragstellerin
Professorin Dr. Anna-Lena Schubert
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 492991901
Die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit spielt eine bedeutende Rolle in der Erklärung von Intelligenzunterschieden. Ergebnisse aus Studien zur mathematischen Modellierung von Entscheidungsprozessen und aus Studien zur Chronometrie des ereigniskorrelierten Potentials legen nahe, dass intelligentere Personen einen spezifischen Geschwindigkeitsvorteil in Prozessen der Stimulusanalyse und -evaluation aufweisen. Es ist jedoch bisher unklar, auf welche Weise dieser Vorteil in der Verarbeitungsgeschwindigkeit zur allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit beiträgt. Auf Basis der Integration bisheriger Befunde aus den Bereichen der Intelligenzforschung, Kognitionspsychologie und kognitiven Neurowissenschaften wird ein neurokognitives Prozessmodell vorgeschlagen, das annimmt, dass intelligentere Personen von einer höheren Integrität der weißen Substanz frontoparietaler Netzwerke profitieren, die wiederum eine höhere funktionelle Konnektivität in neuronalen Netzwerken bedingt, die dem Arbeitsgedächtnis und kognitiven Kontrollprozessen zugrunde liegen. Es wird angenommen, dass sich eine höhere Effizienz dieser neuronalen Netzwerke in Maßen der neuronalen Verarbeitungsgeschwindigkeit niederschlägt und Personen aufgrund des daraus resultierenden effizienteren Transfers von Informationen zwischen Gedächtnissystemen und der höheren kognitiven Kontrolle Intelligenztestaufgaben, die das simultane Repräsentieren mehrerer Teilinformationen und Teilhypothesen erfordern, besser bearbeiten können, sodass der Effekt der strukturellen Konnektivität auf die Intelligenztestleistung vollständig über Arbeitsgedächtnisprozesse und deren neuronalen Korrelate vermittelt wird. Das vorgeschlagene Prozessmodell soll im Rahmen des beantragten Forschungsprojekts, das differentielle und experimentelle Ansätze zur Erforschung individueller Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit integriert, untersucht werden. Das neurokognitive Prozessmodell wird mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen überprüft werden, indem die in der Prozesskaskade genannten Konstruktbereiche (strukturelle Konnektivität, funktionelle Konnektivität, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtniskapazität, Intelligenz) jeweils mit mindestens drei Indikatoren abgebildet und querschnittliche Relationen zwischen den Konstruktbereichen in einer Stichprobe 200 junger Erwachsener mit heterogener kognitiver Leistungsfähigkeit untersucht werden. Das Projekt ermöglicht auf einmalige Weise die Integration unterschiedlicher, für die aktuelle Theoriediskussion in der Intelligenzforschung höchst bedeutsamer Datenquellen und überwindet durch Kombination differentieller und experimenteller Ansätze die von Cronbach (1957) monierte Trennung der beiden Disziplinen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen