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Erzwungenes und selbstgewähltes Exil - Migration und Exil im Luthertum des 16. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 47468792
 
In allen Epochen der Geschichte des Christentums begegnet das Phänomen von Flucht und Vertreibung, freiwilligem Exil und Auswanderung. Solche Migrationen von Klein- oder Großgruppen sowie von Einzelpersonen unterschiedlicher politischer und sozialer Herkunft oder religiöser Identität haben die Forschung bereits seit vielen Jahren beschäftigt. Dabei haben, wenn es um „Konfessionsmigrationen" ging, überwiegend calvinistische Flüchtlingsgemeinden im Vordergrund gestanden. Aber auch innerhalb des sich zur Confessio Augustana bekennenden Protestantismus, namentlich im Luthertum, kam es zu theologisch oder kirchenpolitisch motivierten Exilierungen. Die Auslöser für Vertreibung und Exil konnten vielfältig sein. Oft spielten Reibungen zwischen Theologen und politischen Obrigkeiten eine Rolle, wie sie etwa im Zuge des Ringens um die Wahrung des rechten Wittenberger reformatorischen Erbes nach dem Augsburger Interim von 1548 entstanden. Ohne eine Anpassungsstrategie zu entwickeln, waren die sog. Gnesiolutheraner bereit, für ihre kompromisslos vertretenen Standpunkte Vertreibung und Exil auf sich zu nehmen, ja gegebenenfalls sogar zu suchen. Ähnlich wie die Calvinisten grenzten sie sich über spezifische theologische Optionen von der konfessionellen Mehrheit ab und nahmen Vertreibung und Exil als identifikatorische Kennzeichen für sich in Anspruch, um vor diesem Hintergrund eine regelrechte Gruppenidentität herauszubilden. Obwohl calvinistische und lutherische Konfessionsmigrationen in der Mitte des 16. Jahrhunderts zeitlich parallel und in vergleichbaren Konstellationen verlaufen, wird das Exulantentum - so die hier zugrunde gelegte Forschungshypothese - im Luthertum anders wahrgenommen und akzentuiert, als dies die Forschung für den Calvinismus herausgearbeitet hat. Dies zeigt sich allein schon darin, dass das (Gnesio-)Luthertum einen regelrechten Titel und „Stand" des „Exul Christi" konstruiert und gezielt einsetzt. Dies dient der „Stilisierung" und gegebenenfalls sogar „Instrumentalisierung" des eigenen Schicksals in der Herausbildung und Rechtfertigung eigener theologischer Positionen. Für das Luthertum sind die mit Vertreibung und Exil zusammenhängenden Entwicklungen noch nie im Überblick gesichtet und beschrieben worden. Dazu will das hier vorzustellende Forschungsprojekt einen entscheidenden Beitrag leisten, indem es zwei typische Wanderungsschübe in den Blick nimmt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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