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Bahari yetu (Unser Ozean/Genre) - Eine matrifokale anthropologische Untersuchung mündlicher Überlieferungen und Wissenspraktiken an der Swahili Küste

Antragstellerin Dr. Jasmin Mahazi
Fachliche Zuordnung Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470693274
 
Dieses Forschungsprojekt geht von dem Swahili Konzept „bahari“, was sowohl „Wissensgenre“ als auch „Ozean“ bedeutet, aus. Wissenspraktiken an der nördlichen Swahili Küste werden aus einem matrifokalen und ethnographischen Blickwinkel untersucht. Erforscht werden mündlich überlieferte Darbietungen der Wortkunst, genannt ngoma. Anlässe für ngoma Darbietungen, in welchen historisches Wissen als auch aktuelle Debatten vermittelt werden, sind kultureller, politischer und religiöser Art. Jedoch sind sie in erster Hinsicht Begebenheiten, an welchen soziales, ethisches, philosophisches, linguistisches und rhetorisches Wissen erlernt wird. Im Bestreben die Swahili Konzepte von „Wissen“ zu erfassen, beabsichtige ich zu ergründen wie mündlich-literarische Gattungen das spezifische Werden, Sein und Handeln in diesem Teil des Westlichen Indischen Ozeans prägen. Dies bewerkstellige ich durch eine tiefgehende Analyse der Art und Weise wie Experten und Spezialisten, z.B. HeilerInnen, LehrerInnen, DichterInnen, ngoma DarstellerInnen und Kuratoren vor Ort, mündliche und schriftliche Swahili Wissensgattungen (bahari) archivieren, produzieren, übertragen, nutzen und darbieten. Da in vorwiegend oralen Gesellschaften theoretisches und praktisches Wissen eng miteinander verwoben sind, bezieht dieses Projekt auch die Erforschung von traditionellen Swahili Beschäftigungen, wie z.B. Navigieren (zu Land und See), Heilen, Dichten, Schnitzen und Weben mit ein. Dies soll durch eine matrifokale Herangehensweise, welche einer “patriarchal bias in [the] understanding and interpretation of African data” (Amadiume 2011:152 f.) entgegensteht, erfolgen. Der übergreifende Fokus in diesem Forschungsprojekt liegt auf der bisher in der Wissenschaft vernachlässigten weiblich-basierten Wissenserkenntnis und den verborgenen matriarchalen Elementen in der Swahili Gesellschaft. Dieser Ansatz dient auch der Fokussierung auf eine weiblich-generierte moralische und politische Philosophie, der Erforschung muslimischer Gesellschaften in einem matri- und nicht patrifokalen Handlungsrahmen und ebenfalls der aktiven Anerkennung von alternativen, nicht-eurozentristischen Wissensweisen und Auffassungen von Realität (d.h. von Geschichte, Zeit und Raum). Durch die Einbeziehung von lokalen Experten und Akteuren als kollaborative Mitwirkende im Projekt, leistet diese Forschung auch einen Beitrag zu einer empirisch-fundierten Konzeptualisierung von Wissen.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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