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Populistische Diskurse über die COVID-19 Pandemie im Globalen Süden (POP-DISC)

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468150990
 
Populismus scheint in der COVID-19 Pandemie eine entscheidende Rolle zu spielen: durch Appelle an den „gesunden Menschenverstand“ und die Ablehnung von „elitärem“ Expertenwissen kann er die Pandemiebekämpfung unterminieren. Gleichzeitig kann er zur Schwächung demokratischer Institutionen im Namen des Krisenmanagements für das „wahre Volk“ führen („pandemic backsliding“). Diese Folgen scheinen sich in einigen tief gespaltenen Gesellschaften des Globalen Südens noch zu verschärfen. Empirisch lässt sich allerdings eine hohe Varianz in der Politik populistischer Regierungen in der Pandemie beobachten.Das Projekt (POP-DISC) leistet einen ersten Beitrag zur Theoretisierung sowie systematischen empirischen Analyse der Auswirkungen von Populismus im Kontext von COVID-19. Dabei fokussiert POP-DISC auf populistische Diskurse über die Pandemie und beantwortet zwei Forschungsfragen: RQ1: Welche Narrative prägen den offiziellen Diskurs über die Pandemie in Ländern, die von Populisten regiert werden? RQ2: Wie werden diese Narrative von der breiten Öffentlichkeit rezipiert, reproduziert oder angefochten, einschließlich in den sozialen Medien? Dem Projekt liegt die Annahme zugrunde, dass der Erfolg der Pandemiebekämpfung stark davon abhängt, wie Regierungen mit der Öffentlichkeit über die Pandemie kommunizieren. Populistische Regierungen können einerseits durch die Ablehnung von „elitärem“ Expertenwissen die Pandemiebekämpfung unterminieren; sie können diese aber auch fördern, wenn sie überzeugend an das „Volk“ appellieren (Lasco 2020; Painter und Qiu 2020). Gleichzeitig kann die Stigmatisierung von Minderheiten im Kontext von COVID-19 auch zu einer Verschärfung gesellschaftlicher Spannungen und einer Schwächung demokratischer Institutionen beitragen. Um die Auswirkungen von Populismus im Kontext von COVID-19 zu verstehen, müssen wir also populistische Diskurse über die Pandemie analysieren.POP-DISC verfolgt einen theoriegeleiteten, explorativen Ansatz und untersucht, inwieweit sich die konstitutiven Elemente des Populismus (v.a. Anti-Elitismus, Zentralität des Volkes) in den Diskursen über die Pandemie widerspiegeln. Die empirische Analyse fokussiert auf fünf Länder mit populistischen Regierungen in verschiedenen Regionen des Globalen Südens: Brasilien, Indien, Israel, Mexiko und die Türkei.POP-DISC wird sowohl offizielle Regierungsnarrative über die Pandemie als auch die Rezeption, Reproduktion und Anfechtung solcher Narrative in der breiten Öffentlichkeit analysieren, mit einem besonderen Fokus auf soziale Medien und Chat-Apps. Ein Team von Nachwuchswissenschaftler*innen in den fünf Ländern wurde mit Hilfe von lokalen Partner*innen ausgewählt. Das Team kann zeitnah mit der Datensammlung und -analyse (auch in lokalen Sprachen) beginnen. So können kurzlebige Daten aus sozialen Medien und Chat-Apps gesichert werden, solange die Pandemie andauert, um anschließend die Auswirkungen populistischer Diskurse rekonstruieren zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Brasilien, Indien, Israel, Mexiko, Türkei
Mitverantwortlich Dr. Johannes Plagemann
 
 

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