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Hochgebirge als Kulturlandschaft: Untersuchungen zur Verflechtung von Pastoralismus, Kult und Klimawandel im prähistorichen Armenien
Antragsteller
Dr. Pavol Hnila
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 462731233
Dem Hochgebirge als Weidefläche fällt unter heutigen pastoralen Wirtschaftsweisen der Kaukasus-, Taurus- und Zagrosregion oft eine lebenswichtige Schlüsselrolle zu, weil im Sommer die Weiden der Ebenen austrocken. Die Anfänge dieser saisonalen, vertikalen pastoralen Wanderbewegungen bleiben unbekannt. Dieses Projekt will die Hypothese überprüfen, dass prähistorische Pastoralisten das Hochgebirge in durch mehrere Jahrhunderte voneinander getrennten Langzeitzyklen besuchten. Es untersucht, inwiefern solche Zyklen mit großen sozio-ökonomischen Umwälzungen und Klimawandel korrelieren. Der zweite Fokus der geplanten Untersuchungen liegt auf dem Hochgebirge als Kultlandschaft. Erst seit kurzem ist bekannt, dass auf wasserreichen Hochweiden zwischen 2000 und 3100 m Kultplätze errichtet wurden, die durch monumentale Basaltstelen mit Tierdarstellungen, sog. Vishaps, charakterisiert sind. Die Vishap sind 4200 oder sogar 6000 Jahre alt und stellen die frühesten Monumentalstatuen des Kaukasus dar. Fundlage und Ikonographie legt ihre Beziehung zu Wassergottheiten nahe, und das Projekt will die Beziehungen zwischen ihrer Errichtung und der pastoralen Hochgebirgsnutzung untersuchen. Es soll auch überpfrüft werden, ob ihre Kurzlebigkeit eine religiöse Antwort auf konkrete Klimaänderung widerspiegelt. Die Grundlage des Projektes ist das Fund- und Probengut der am Berg Aragaz (Armenien) gelegenen Fundstelle Karmir Sar (2850 m), des bislang einzigen umfassend ausgegrabenen Fundorts des kaukasischen Hochgebirges, der eine Sequenz von Siedlungs-, Kult- und Bestattungsresten vom Chalkolithikum bis zur Gegenwart erbrachte. Der Antragsteller koordiniert hierbei ein internationales Team von Archäologen, Biologen und Geowissenschaftlern mit dem Ziel, die erhobenen interdisziplinären Daten gemeinsam wissenschaftlich auszuwerten. Archäologische Funde und Befunde sowie 14C und OSL-Datierungen bilden das interpretative und chronologische Gerüst des Projektes. Pastoralismus wird durch archäozoologische und isotopische Analysen an Tierknochen sowie durch geochemische und mikrobiologische Bodenanalysen untersucht, der Grad menschlicher Mobilität mittels Provenienzanalysen (pXRF) von Obsidianartefakten modelliert. Die Rekonstruktion von durch Klimawandel verursachten Vegetationsverschiebungen erfolgt durch eine vergleichende Analyse antiker und rezentbotanischer Funde (Samen, Holzkohle, Pollen) zwischen mehreren angrenzenden Höhenstufen. Geomorphologie und Sedimentologie tragen zur Gewinnung notwendigen Probengutes bei und liefern wichtige Daten für die Umweltrekonstruktion. Die aus einer lokalen Fallstudie gewonnenen Ergebnisse werden von über die Grenzen des Südkaukasus hinausgehender Relevanz sein, da sie neue Interpretationsansätze zu Entstehung, Ausbreitung bzw. dem Verschwinden archäologischer Kulturen des Kaukasus ermöglichen, sowie generell zu einem besseren Verständnis von Migrationen und Änderungen innerhalb von Siedlungsstrukturen und Subsistenz beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Armenien
Kooperationspartner
Privatdozent Dr. Arsen Bobokhyan; Dr. Roman Hovsepyan