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Adressat in Syntax

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 462000466
 
Im Hinblick auf zwei empirische Phänomene, nämlich die Allokutivität und die Imperativsätze mit Subjekten in der 2. Person, haben die neueren Forschungen überzeugend gezeigt, dass der Sprechaktadressat in der Syntax repräsentiert wird. Die Repräsentationen des Adressaten unterscheiden sich allerdings jeweils in den beiden Phänomenen. Die Allokutivität, oder Adressat-Verb-Kongruenz, setzt die Repräsentation des Sprechaktadressaten als eine Argument-DP innerhalb der Sprechaktphrase voraus (Miyagawa 2012). Im Gegensatz dazu ist beim Imperativ eine sogenannte Jussiv-Phrase vorhanden, die den Adressaten mittels eines [2. Person]-Merkmals repräsentiert und nur in Imperativsätzen anwesend ist (Zanuttini 2008). Dieses Projekt setzt sich als Ziel zu verstehen, warum diese zwei Phänomene, die gleichermaßen eine syntaktische Repräsentation des Sprechaktadressaten voraussetzen, trotzdem unterschiedlich analysiert werden sollen. Mit dem Ziel einer übergreifenden syntaktischen Analyse des Adressaten stellt dieses Projekt die folgende Frage: Ist der Begriff des Adressaten in Imperativsätzen imperativspezifisch oder er kann mit der Adressat-DP ("Adr") aus dem Bereich der Allokutivität vereinheitlicht werden?In diesem Zusammenhang fangen wir mit einer Untersuchung der Direktivsätze im Konjunktiv mit Subjekten in der 1. oder 3. Person. Direktivsätze mit Subjekten sind problematisch für die Annahme, dass der Adressat syntaktisch repräsentiert wird, aus zumindest zwei Gründen. Es gibt keine (z.B. bindungs- oder kongruenzbasierte) Evidenz, dass der Adressat in Direktivsätzen von diesem Typ syntaktisch anwesend ist; auch weisen sie die sogenannte "Wunsch"-Lesart auf, die nicht erfordert, dass der Adressat des Direktivsatzes agiert oder selbst vorhanden ist. Die Direktivsätze mit Subjekten haben allerdings nur eine begrenzte empirische und theoretische Aufmerksamkeit auf sich gezogen, was eine weitergehende Untersuchung notwendig macht, um zu bestimmen, ob die Imperativsyntax die Anwesenheit eines (imperativspezifischen) Adressaten voraussetzt.Falls bestätigt, würde die abgeschwächte Evidenz für den Jussiv-Kopf nach einer alternativen Erklärung der adressatbezogenen Eigenschaften der Matriximperative mit Subjekten in der 2. Person rufen. Es ist deshalb von zentralen Bedeutung, dass wir die syntaktischen Beschränkungen auf die Variation in der Position und Natur der Adr verstehen. Da die Allokutivität ein direkter Indikator für die Adr ist, planen wir eine sprachübergreifende Untersuchung zu Allokutivität durchzuführen, mit einem Fokus auf ihre (i) Merkmalkomposition, (ii) Beziehung zu Pronomen der 2. Person im Matrixsatz, (iii) Distribution in Eingebettete Sätzen, um eine Theorie der Allokutivität und dadurch auch der Adr zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Untersuchung in Bezug auf die Adr werden im nächsten Schritt benutzt, um die Adressatenbeschränkung in Imperativsätzen zu erklären und somit eine einheitliche Analyse des Adressaten in der Syntax zu bieten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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