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American Scriptures: Transformationen von Schriftautorität und -kanon im amerikanischen Protestantismus des 18. und 19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398344141
 
Das Projekt untersucht anhand von zwei Fallstudien ein grundlegendes Spannungsverhältnis im frühen (primär reformiert geprägten) amerikanischen Protestantismus: Einerseits ist dieser gekennzeichnet von einer intensiven Bibelfrömmigkeit mit Formen der innerkanonischen Exegese, welche die Autorität der Heiligen Schrift bestärken. Anderseits gibt es schon um 1700 stark spiritualistische Strömungen, welche nicht nur die Notwendigkeit einer inspirierten Auslegung betonen, sondern z.T. auch die Möglichkeit unmittelbarer Erleuchtung und Offenbarung bejahen. Hieraus erwachsen wiederum „targumisierende“, ja über den überkommenen Kanon hinausgehende Deutungspraktiken. Im 19. Jh. entstehen dann neureligiöse Bewegungen, die dezidiert für sich ein Weiter- und Zuendeschreiben der traditionellen Bibel reklamieren. Insgesamt legt das Projekt also ein besonderes Augenmerk auf die enge Wechselbeziehungen zwischen der Interpretation/Rezeption vorhandener und der Produktion neuer sakralisierter Texte.Die erste Fallstudie untersucht zwei neuenglische Theologen des 18. Jhs., Cotton Mather (1693-1728) und Jonathan Edwards (1703-1758), die in der Übergangsphase zwischen Puritanismus und frühem Evangelikalismus anzusiedeln sind. Bei beiden lässt sich ein gleichzeitiger Trend zur Verwissenschaftlichung und „Spiritualisierung“ der Exegese beobachten, wobei von Anfang an auch mystisch-hermetische Strömungen wirksam sind. Ziel des Teilprojektes ist es herauszuarbeiten, wie sich bei Mather und Edwards der Umgang mit der Schrift jeweils zwischen diesen zwei Polen bewegt: einer akademisch-regelgeleiteten, innerkanonischen Hermeneutik einerseits, und einer stark „enthusiastischen“ Bibelfrömmigkeit andererseits. Von besonderem Interesse ist der fließende Übergang zwischen Exegese und prophetischem Diskurs in der Auslegung der Johannesoffenbarung und der Debatte um die endzeitliche Restitution der Geistesgaben. Die zweite Fallstudie nimmt „inspirierte“ Laienexegeten und selbsternannte Propheten aus dem Umfeld der swedenborgianisch-spiritistischen und der transzendentalistischen Bewegung des 19. Jhs. in den Blick, wie z.B. Andrew Jackson Davis (1826-1910), Amos Bronson Alcott (1799-1888) und Cora Hatch (1840-1923). In ihren Texten verbinden sich in je eigener Weise spiritualistische Schriftauslegung und prophetisch-visionäre Ansprüche miteinander. Untersucht werden soll, wie genau sie ihren Bezug zur kanonischen Bibel und mithin zur christlichen Religion verstanden, deren tieferen, geistlichen Sinn man zu erschließen glaubte. Welches Offenbarungs- und Inspirationsverständnis lag ihrer Textproduktion zu Grunde? Und welche Autorität und Rolle maß man Swedenborg und seinen Werken zu? Dabei soll ein besonderes Augenmerk auf den Prozessen und Praktiken liegen, durch welche in diesen neureligiösen Bewegungen eine Sakralisierung bestimmter Schriften betrieben wurde.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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