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COVID-19 und exekutive Personalisierung in Subsahara-Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Nahen und Mittleren Osten

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. David Kühn; Dr. Mariana Llanos; Dr. Thomas Richter
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458646324
 
Der Beginn der COVID-19-Pandemie stellte Regierungen weltweit vor enorme Herausforderungen. Das öffentliche Leben musste heruntergefahren; Reiseeinschränkungen, Quarantänen, und Ausgangssperren angeordnet werden. Öffentliche Veranstaltungen und Wahlen wurden verschoben oder sogar abgesagt. Die Versammlungs-, Vereinigungs- und Redefreiheit unterlag ebenso wie die Arbeit demokratischer Institutionen zum Teil drastischen Einschränkungen. Obwohl diese Maßnahmen Expertenempfehlungen zur Eindämmung der Pandemie entsprachen, boten sie den verantwortlichen Regierungschefs gleichzeitig eine günstige Gelegenheit, die eigene persönliche Macht auszubauen. Von Russland bis USA, von Ungarn bis Brasilien lassen sich zahlreiche Beispiele finden, die nahelegen, dass COVID-19 zu einem weltweiten Anstieg exekutiver Personalisierung geführt hat. Ein Prozess allerdings, in dem die Macht von Regierungschefs auf Kosten anderer politischer Akteure zunimmt, kann bisheriger Forschung zu Folge, langfristig fatale Konsequenzen haben. Um zukünftig Leben zu retten, wirtschaftliche Missstände zu vermeiden und die öffentliche Gesundheitsvorsorge zu verbessern, ist es von enormer Bedeutung, Ausmaß und Ursachen exekutiver Personalisierung besser zu verstehen, zumal die anhaltende Pandemie in eine bereits länger andauernde Regression liberaler Demokratie eingebettet ist.Ausgehend von diesen Beobachtungen möchte das Projekt den Einfluss von COVID-19 auf exekutive Personalisierung im Globalen Süden analysieren. In einem Teil der existierenden Forschung wird vermutet, dass externe Schocks - wie z.B. eine Pandemie - Regierungschefs die Gelegenheit bieten, existierende Machtungleichgewichte weiter zu ihren Gunsten auszubauen. Dies wird im Kontext von COVID-19 nicht zuletzt dadurch verstärkt, dass innerhalb der Zivilgesellschaft und bei anderen politischen Akteuren eine eingeschränkte Bereitschaft und Fähigkeit existiert, sich einer weiteren exekutiven Machtkonzentration entgegenzustellen. Besonders ausgeprägt – so unsere Vermutung – und bisher nicht vergleichend untersucht, ist diese Entwicklung im Globalen Süden. Gerade hier war die institutionelle Einhegung der Exekutive bereits vor Beginn der Pandemie schwächer und Personalisierungsprozesse haben schon immer eine größere Rolle gespielt. Das Projekt entwickelt zunächst ein Konzept exekutiver Personalisierung, welches für sämtliche Regimetypen und über verschiedene Weltregionen hinweg anwendbar ist. Darauf aufbauend wird eine Theorie exekutiver Personalisierung im Kontext der COVID-19-Pandemie formuliert. Zur Überprüfung der daraus abgeleiteten theoretischen Zusammenhänge, ist eine Datenerhebung vor und während der Pandemie zu 36 Ländern des Globalen Südens geplant. Das Projekt möchte einen Beitrag zu den Debatten über demokratische Regression und Autokratisierung, zur Literatur über die politischen Folgen von Pandemien und zur Forschung der Area Studies über Personalisierungsprozessen im Globalen Süden leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Brasilien, Libanon, Malawi, Österreich
 
 

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