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Betreuungs- und begegnungsfreie Zeiträume: Methodenplurale Erkundungen zum Erleben von Personen mit Demenz

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Helma M. Bleses; Professor Dr. Peter König
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458561353
 
Personen mit Demenz verbringen den Grossteil des Tages ohne Betreuung und Begegnung, meist auch ohne Aktivität. Dies ist durch zahlreiche Untersuchungen belegt. Dennoch gibt es bisher keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie Personen mit Demenz diese Zeiträume erleben. Solches Wissen wäre jedoch für Gesundheitsfachpersonen und Angehörige von hoher Relevanz, um adäquate Strategien im Umgang mit betreuungsfreier Zeit entwickeln zu können. Ausgehend von der grundlegenden Goffmanschen Frage «Was geht hier eigentlich vor?» besteht das Ziel unserer Studie darin, die betreuungs- und begegnungsfreien Zeiträume der Personen mit Demenz zu rekonstruieren. Dies geschieht aus Sicht der Personen mit Demenz selbst und aus der Perspektive der zugehörigen formell bzw. informell Pflegenden im institutionellen bzw. häuslichen Setting in der Schweiz und in Deutschland. Wir streben an, eine beschreibende Darstellung der Wirkungsweisen vorzulegen und eine Typisierung der lebensweltlichen Zeitverständnisse zu entwickeln. Die Studie ist als explorative, sequenziell angelegte methodenplurale Untersuchung angelegt. Wir werden die betreuungs- und begegnungsfreien Zeiträume im Projektrahmen von 36 Monaten mit ethnografischen Methoden rekonstruieren und die daraus entstehende Typologie mithilfe eines Surveys überprüfen. Um unterschiedliche gesellschaftliche und pflegerische Kulturen, Praktiken und Ordnungen beschreiben zu können, werden wir die Zeiträume demenzphasenübergreifend untersuchen. Dies geschieht a) in institutionellen Pflegeeinrichtungen, in denen nur Personen mit Demenz leben oder b) Personen mit und ohne De-menz gemeinsam leben sowie c) im häuslichen Setting. Pro Betreuungstypus streben wir zehn intensive Fallbetrachtungen an. Dabei werden wir teilnehmend und nichtteilnehmend beobachten, ausgewählte Situationen videografieren und situative Gespräche sowie Interviews mit Personen mit Demenz und Pflegen-den führen. Das Datenmaterial werden wir gemäss der Grounded Theory-Methodologie kodieren. Darüber hinaus unterziehen wir ausgewählte Textpassagen einer hermeneutischen Sequenzanalyse. Zur Auswertung des Videomaterials führen wir eine Videointeraktionsanalyse durch. Um komplementäre Informationen zur entwickelten Typologie zu erhalten, werden wir eine schriftliche Befragung von circa 400 formellen und informellen Pflegenden durchführen. Die Erkenntnisse aus Ethnografie und Survey werden wir in einem Gesamtkonzept zu betreuungs- und begegnungsfreien Zeiträumen der Personen mit Demenz zusammenführen. Unsere Forschung bietet Anknüpfungspunkte für die repräsentative Untersuchung betreuungs- und begegnungsfreier Zeiten, für die Entwicklung diagnostischer Instrumente sowie für die kritische Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Unterbrechung, beispielsweise durch eine handlungsleitende und ziel-führende Interventionsentwicklung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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