Detailseite
Projekt Druckansicht

Die "Indischen Bücher" im Paradies der Weisheit des ʿAlī ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarī. Neuedition des arabischen Textes, erstmalige englische Übersetzung, überlieferungsgeschichtliche Einleitung und mehrsprachige Glossare

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457223417
 
Das Projekt soll sich mit einem in der arabischen Literatur einzigartigen Exposé befassen, das der persische Gelehrte ʿAlī ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarī seinem im Jahre 850 AD vollendeten medizinisch-philosophischen Hauptwerk als Anhang beigegeben hat. Das Hauptwerk trägt den Titel Paradies der Weisheit, der Anhang ist überschrieben mit "Auszüge aus den Büchern der Inder". In diesem Exposé erklärt der Autor einem weitgehend muslimischen Publikum die Grundzüge der ayurvedischen Medizin, die er zusammenfassend und systematisch darstellt. Seine diesbezüglichen Kenntnisse bezog Ṭabarī aus den arabischen Übersetzungen einschlägiger Sanskritschriften, die etwa zwei Generation zuvor angefertigt worden waren. Ṭabarī identifiziert sich nicht mit den Lehren der Inder, sondern referiert dieselben lediglich, und zwar mit einer neutralen Distanz, die wir heute als 'objektiv' bezeichnen würden und die im Kontext des Mittelalters als außergewöhnlich gelten darf. Das Exposé des Ṭabarī, entstanden zudem in einer formativen Phase der arabisch-islamischen Wissenschaften, ist in jeder Hinsicht ein hochbedeutendes Dokument, das weder auf literarische Vorläufer zurückgreifen konnte noch etwaige Nachfolger zu ähnlichen, weiterführenden Betrachtungen angeregt hat. Für unser Verständnis der arabischen Wissenschaftsgeschichte ist Ṭabarīs Exposé ein zugleich zentraler und vernachlässigter Text, eine Fundgrube von anderweitig kaum fassbaren Informationen. Jedoch sind auch für die Indologie wesentliche neue Erkenntnisse zu erwarten, denn die arabischen Übersetzungen, auf deren Grundlage Ṭabarī sein Exposé verfasst hat, fußen ihrerseits auf Sanskritversionen, die um gut 1000 Jahre älter sind als die der Ayurveda-Forschung gegenwärtig zur Verfügung stehenden Texte. Die sogenannten "Indischen Bücher" des Ṭabarī — unter Arabisten vielgerühmt und wenig erforscht, unter Indologen kaum bekannt — sind im Jahre 1928, zusammen mit dem Hauptwerk, herausgegeben und in den 1950ern teilweise ins Deutsche übersetzt worden. Die Ausgabe des arabischen Textes ist allerdings philologisch unbrauchbar, und die deutsche Teilübersetzung, die ausschließlich auf dieser Edition basiert, ist entsprechend unzulänglich. Im hier vorgeschlagenen Projekt soll eine kritische Neuedition des arabischen Textes erstellt werden, unter Heranziehung aller inzwischen bekannten Handschriften; davon ausgehend soll eine kommentierte englische Übersetzung angefertigt werden; desweiteren soll das so gewonnene Material in einer überlieferungsgeschichtlichen Studie aufgearbeitet werden; und schließlich sollen alle philologisch relevanten Begriffe in mehrsprachigen Glossaren (Arabisch‒Sanskrit‒Englisch) zugänglich gemacht werden. Die Publikation der Forschungsergebnisse des Projekts in Gestalt einer Monographie ist ebenfalls vorgesehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung