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Prädiktoren und Auswirkungen der Akkommodation als ein interpersoneller aufrechterhaltender Faktor bei Zwangsstörungen: Eine Multi-Method Studie
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Beate Ditzen; Professorin Melanie Fischer, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456142008
Zwangsstörungen (ZS) sind komplexe psychische Störungen, die mit großem Leidensdruck und starken Einschränkungen im Alltag einhergehen. Selbst die effektivsten Therapien zeigen Genesungsraten von nur 30-60%. Faktoren, die zu einem chronischen Verlauf beitragen sollten daher dringend untersucht werden. Eine bisher wenig beachtete Domäne hierfür ist der interpersonelle Kontext von ZS bei Erwachsenen. Neuere Forschung weist darauf hin, dass Akkommodation (AKK) ein interpersoneller aufrechterhaltender Faktor ist. AKK bezieht sich auf Versuche von Partner*innen, ZS Symptome der/s Betroffenen momentär zu vermindern, z.B. durch Teilnahme an Ritualen, Ermöglichen von Vermeidung, Rückversicherungen, veränderte Alltagsroutinen. Mehr als 88% Angehöriger berichten AKK. Es wird angenommen, dass AKK durch kurzfristig positive Auswirkungen (Verminderung von Angst/Unwohl) bedingt wird, obwohl AKK insgesamt mit schwereren ZS Symptomen in Verbindung steht. Diese kurzfristige Reduktion wurde noch nicht empirisch untersucht, könnte sich aber in subjektiven und psychobiologischen Stressmarkern zeigen. Zusätzlich ist es relativ unklar, warum manche Partner*innen besonders viel AKK zeigen. Unsere Vorarbeiten weisen darauf hin, dass der Umgang der Partner*innen mit den eigenen Emotionen und den Emotionen der/s Betroffenen AKK bedingen könnten: Partner*innen, die besonders stark auf stimmlich enkodiertes Arousal der Betroffenen reagieren zeigen, neigen u.U. mehr zu AKK. AKK könnte daher nicht nur eine regulierende Funktion für die Betroffenen haben, sondern auch für Partner*innen. Stimmliche Merkmale die emotionales Arousal kommunizieren (Stimmgrundfrequenz) sind Teil einer biologisch tief verankerten sozialen Signalfunktion und daher besonders für die Untersuchung interpersoneller Prozesse geeignet.Wir planen einen multimethodalen Ansatz um Prädiktoren und Konsequenzen von AKK bei N=60 Paaren (jeweils eine Person mit ZS) zu untersuchen, inklusive der ersten Studie zu AKK im Alltag. Die Paare durchlaufen ein Laborparadigma, inkl. ein ZS-verwandtes Konfliktgespräch, mit anschließender 5-tägiger Befragung im Alltag mit Fokus auf AKK, ZS Symptome und subjektivem/psychobiologischem Stress, gefolgt von einem 3-Monate Follow-Up. Erhebungen bestehen aus Interviews, Selbstbericht, Speichelanalysen (Kortisol, Alpha-Amylase), und stimmlich enkodiertem Arousal. Wir untersuchen AKK Prädiktoren auf mikroanalytischer Ebene während dem Konfliktgespräch (Reaktivität auf stimml. Arousal, momentäre psychobiologische Stressantwort) und anhand von Trait-Level Unterschieden in der Stressreaktivität. Des Weiteren analysieren wir kurzfristige Stressreduktionen im Alltag nach AKK und längerfristige Auswirkungen auf ZS Symptome am Folgetag und nach 3 Monaten. Wir verwenden Multilevelmodelle für alle Analysen. Insgesamt wird dieses Paradigma AKK auf detaillierte, ökologisch valide Art erfassen und eine wichtige Forschungslücke in Bezug auf die interpersonelle Aufrechterhaltung von ZS füllen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen