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Das Zentrum und das Lokale im Gleichgewicht: Mobilisierung und Produktionsstrategien des Inka- und frühen Kolonialstaats in Cochabamba, Bolivien

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455109393
 
Das Projekt zielt auf die Verflechtungen von Abhängigkeit, Mobilität/Mobilisierung lokaler Bevölkerungsgruppen und zentralisierter Produktion von Mais im Inka-Staat, der hier als Beispiel für einen „frühen Staat“ untersucht wird. Zentral dabei ist das System für die Lagerung und Verteilung der Produktion als die treibende zentrale Kraft innerhalb miteinander verschachtelter zentraler und lokaler Institutionen sowie die Transformationen in der frühen Kolonialzeit im Cochabamba-Tal. Die archäologisch-ethnohistorische Analyse nimmt die Veränderungen in den Siedlungsmustern, Migrationsbewegungen und Mustern der Landnutzung des Späten Horizonts sowie der Übergangsprozesse der späten Inka- und der frühen Kolonialzeit in den Blick. Unter der Regierung des Inka-Herrschers Huayna Capac (1491 – 1527 n. Chr.) wurde das Zentraltal von Cochabamba Schauplatz massiver Veränderungen durch die Umsiedlung von 14.000 mitimaes (umgesiedelte Arbeiter) aus dem gesamten Territorium des Inka-Staates, die auf den staatlichen Feldern arbeiten sollten. Die einheimischen Bevölkerungsgruppen wurden vertrieben bzw. in den östlichen Tälern angesiedelt. Das Hauptinteresse der Inka galt der fruchtbaren Talsohle für eine Überschussproduktion an Mais als Grundlage weiterer Eroberungen. Die Bevölkerungsbewegungen in den Umbruchphasen, die durch die Inka- und dann die spanische Eroberung ausgelöst wurden, Bodenbesitzverhältnisse, soziale Strukturen und die kulturelle Zuordnung bestimmter Bevölkerungsgruppen können in den Archivquellen verfolgt werden, was systematisch und bezogen auf eine bestimmte Region bisher kaum erfolgt ist. Der archäologische Komplex von Quillacollo und Colcapirhua besteht aus mehr als 4000 Getreidespeichern (qollqa) auf einem Gelände von insgesamt mehr als 200 Hektar in vier verschiedenen Arealen auf den Anhöhen südlich des Rocha-Flusses. In keinem anderen Gebiet des riesigen Inka-Staates existierte eine solch gigantische Lagerkapazität für Mais wie in Cochabamba. Cochabamba spielte also augenscheinlich eine bedeutende Rolle als „lokales Zentrum“ in der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Organisation des Inka-Staates und ebenso nach der spanischen Eroberung. Die interdisziplinäre ethnohistorisch-archäologische Untersuchung wird die Mechanismen des Inkastaates vermittelt über die qollqa und damit verbundene Prozesse von Mobilisierung/Mobilität und Abhängigkeit erforschen. Die ethnohistorischen und archäologischen Methoden ergänzen sich dabei, ein umfassendes Bild des Späten Horizonts sowie der frühen Kolonialzeit in Cochabamba zu erarbeiten. Außerdem werden klimatische und umweltspezifische Aspekte erforscht, um zu verstehen, wie ein solches Ausmaß an Maisproduktion in der Region möglich war.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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