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"Antipsychiatrie" und Stadt. Zur Verschränkung von psychiatriekritischer Praxis, sozialen Bewegungen und städtischen Räumen
Antragstellerin
Professorin Dr. Beate Binder
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419057548
Das Teilprojekt nutzt das Stichwort "Antipsychiatrie" als heuristisches Mittel, um unterschiedliche psychiatriekritische Initiativen und Bewegungen in den Blick zu nehmen, die gegenwärtig in Kritik an etablierten epistemologischen Ordnungen, Behandlungsroutinen und/oder Klassifikationspraktiken der Psychiatrie andere Formen des Umgangs mit Ver-rücktheiten vertreten und/oder praktizieren. Untersucht werden sollen Formen psychiatriekritischer Interventionen in ihren gegenwärtigen Ausdrucksformen. Damit steht die komplexe Figuration inner- wie außerpsychiatrischer Kritik mit ihren mehrdeutigen, widersprüchlichen und teilweise auch paradoxen Praktiken und Arrangements sowie mit ihren ermöglichenden wie begrenzenden Effekten im Zentrum. Ziel ist es, aktuelle Praktiken und Diskurse der vielfältigen Formen der Psychiatriekritik jenseits einer dichotomen Gegenüberstellung von Kritik und Institution zu erfassen und ins Verhältnis zu physischen und imaginativen Stadträumen zu setzen.Methodisch setzt das Teilprojekt auf ethnographisches Arbeiten, damit auf ein Bündel an Methoden der qualitativen Sozialforschung, sowie auf genealogische Verfahren, um Kontinuitäten, Brüche und Verschiebungen im Bereich psychiatriekritischer Interventionen aufzuzeigen. Im Anschluss an ein breit angelegtes Mapping sollen durch unterschiedliche Verfahren der Aufzeichnung, Befragung und Dokumentenanalyse in Form von drei Fallstudien Aufschlüsse darüber gewonnen werden, wie sich Psychiatriekritik als Wissens- und Handlungsfeld artikuliert und wie psychiatriekritische Bewegungen und Initiativen mit physischen wie imaginären Räumen des Urbanen verflochten sind.Das TP leistet mit diesem Arbeitsprogramm einen Beitrag zum besseren Verständnis der Artikulationen an der Schnittstelle von Ohnmacht/Ermächtigung sowie damit verbundener Prozesse der De- und Re-Institutionalisierung. Angesichts der aufgeweichten Grenze zwischen Institution und Widerstand/Kritik soll das Gefüge an Interaktionen und Effekten der "Antipsychiatrie" (im Sinne eines weitgefassten Verständnisses von Psychiatriekritik) als normal#verrückte Konstellation greifbar gemacht werden.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen