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Amerikanischer Realismus im frühen 20. Jahrhundert
Antragsteller
Privatdozent Dr. Matthias Neuber
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453466855
Im Unterschied zum amerikanischen Pragmatismus ist der amerikanische philosophische Realismus nicht sonderlich gut erforscht. Die Blütezeit der amerikanischen realistischen Bewegung waren die ersten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Man kann im Wesentlichen zwischen drei Spielarten differenzieren: a) dem direkten Realismus, b) dem kritischen Realismus sowie c) dem funktionalen Realismus. Es ist das hauptsächliche Ziel des gegenwärtigen Projekts, die komplexen Beziehungenzwischen diesen drei Spielarten zu erforschen. Die zentrale Arbeitshypothese lautet, dass der amerikanische Realismus sich an dem Konzept mentaler Repräsentation ausrichtete. Es wird zu verdeutlichen sein, dass der direkte Realismus sich über die ausdrückliche Zurückweisung des Konzepts mentaler Repräsentation gewissermaßen selbst definierte, während der kritische und der funktionale Realismus, wenngleich in grundsätzlicher Übereinstimmung bezüglich der Wichtigkeit dieses Konzepts, zu stark voneinander abweichenden Folgerungen bezüglich seiner explanatorischen Rolle in der Erkenntnistheorie gelangten. Um diese Diagnose stützen zu können, bedarf es einereinschlägigen Fallstudie. Eine solche wird bereitgestellt in Form der seitens der amerikanischen Realisten jeweils vertretenen Theorien der Wahrnehmung. Unter schwerpunktmäßiger Berücksichtigung der Auffassungen Ralph Barton Perrys (1876-1957), Roy Wood Sellars‘ (1880-1973) und John Elof Boodins (1869-1950) wird der Versuch unternommen, die jeweiligen Eigentümlichkeiten wie auch die Unterschiede zwischen den verschiedenen realistischen Herangehensweisen an das Wahrnehmungsproblem herauszuarbeiten. Auf die folgenden Fragen wird dabei besonderes Augenmerk zu richten sein: In welchem Verhältnis stand der amerikanischeRealismus zum amerikanischen Pragmatismus, speziell zu William James‘ und John Deweys kritischer Haltung gegenüber dem Idealismus Josiah Royces? Wie erklärt sich der rapide Niedergang des direkten Realismus während der späten 1910er Jahre? Und an genau welcher Stelle gingen der kritische und der funktionale Realismus systematisch auseinander? In methodischer Hinsicht zielt das Projekt auf eine historisch akkurate, teils auf bisher unveröffentlichtem Archivmaterial gestützte Rekonstruktion in Verbindung mit der kritischen Beurteilung der vonseiten der Vertreter der jeweiligen realistischen Strömungen vorgebrachten zentralen Argumente. Überdies wird eine gehaltvolle Kontextualisierung vorgenommen durch Berücksichtigung des den amerikanischenRealismus umgebenden, durch behavioristische und Gestaltpsychologie sowie Evolutionsbiologie geprägten wissenschaftlichen Umfelds. Der zu erwartende Erkenntnisgewinn des vorgeschlagenen Projekts liegt in der Bereitstellung eines zuverlässigen komparativen Überblicks über eine der aufschlussreichsten programmatischen Episoden der amerikanischen Philosophiegeschichte. Überdieswerden Bezüge zur gegenwärtigen Erkenntnistheorie und Philosophie des Geistes hergestellt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, USA
Kooperationspartner
Privatdozent Dr. Christian Damböck; Professor Gary Hatfield
Mitverantwortlich
Professor Dr. Cornelis Menke