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Austauschprozesse in den Rezitationen heiliger Texte aus dem iranisch-mesopotamischen Raum: Bedrohtes Erbe der Juden, Christen, Mandäer und Muslime

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449715975
 
Die Tradition, den Text heiliger Schriften nicht zu lesen, sondern rezitierend vorzutragen, ist sehr alt. Schon im Babylonischen Talmud, Megillah 32a, heißt es über denjenigen, der die Schrift ohne melodische Ausführung liest oder studiert: "Ich gab ihnen Satzungen, die nicht gut waren." (Ez.20, 25) Dass das Rezitieren heiliger Texte im Vorderen Orient von so großer Bedeutung ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen sollte der Text mit gehobener Stimme, nicht mit der gewöhnlichen Sprechstimme, vorgetragen werden, da man sich an Gott richtet, zum anderen war ein Text in Verbindung mit einer melodischen Strukturierung auch für ein hörendes Publikum einprägsamer und somit besser im Gedächtnis zu behalten. Auch bestand die Furcht, dass durch den Akt des Lesens ein Text falsch verstanden oder auf unterschiedliche Art rezipiert werden kann. Ziel war es daher, die öffentliche Lesung im Gottesdienst so verständlich wie möglich zu gestalten, weil die Texte aus Tora, Evangelien, Ginza und Koransuren von den Laien ursprünglich nicht gelesen, sondern ausschließlich gehört wurden. Die gemeinsame Bearbeitung der ostsyrischen und mandäischen Rezitation, sowie der iranischen und irakischen Koranrezitation basiert auf diesen Erkenntnissen und stellt zugleich die erstmalige Erforschung dieser vom Verlust bedrohten Traditionen dar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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