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Atlas spätantiker Städte im Süden der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika (3.-8. Jh.)

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449592738
 
Unser Bild der Städte Spaniens und Nordafrikas ist durch die Forschungen der letzten drei Jahrzehnte grundlegend modifiziert worden: Aus der Perspektive der Altertumswissenschaften ist die Stärke und Bedeutung der Städte als Herrschaftsträger zwischen 300 und 800 ungebrochen. Militärpolitische Ereignisse wie die "Krise des 3. Jahrhunderts" oder der Einfall der Vandalen scheinen die städtischen Lebenswelten kaum tangiert zu haben. Nicht Niedergang, sondern Transformation charakterisiert ihre Urbanistik, nicht Wandel, sondern Kontinuität die Funktionen, die ihre sozialen Eliten wahrnehmen. Diese communis opinio stützt sich auf eine erstaunlich schmale Materialbasis. Das Ziel des Projektes ist es daher, einen Atlas zu erstellen (WebGIS in Open Access), der ausgewählte Städte in den vormaligen Provinzen Baetica und der Africa Proconsularis verzeichnet; zwei wirtschaftlich prosperierenden Landschaften, die aufgrund ihres hohen Grades an Urbanität als paradigmatisch in Fragen der Städteforschung gelten können. Der Atlas erfasst erstmals die Überlieferung in Gänze, welche für die Erarbeitung spätantiker Stadtgeschichten im Rahmen von „Mikroregionen“ notwendig ist: neben materiellen Überresten epigraphische Monumente und das gesamte Spektrum literarischer Evidenz. Dabei konzentriert sich die Aufarbeitung auf den Zeitraum zwischen dem 3. und 8. Jh. Die Auswahl von Fallstudien aus zwei Regionen bietet methodisch gesehen ein Novum: Ein Vergleich auf der Grundlage dieser Fallstudien, die strukturell gleich angelegt sind, ermöglicht die Einsicht in Übereinstimmungen oder Diskrepanzen mit für die Beurteilung der regionalen Gesamtsituation ergiebigen Schlussfolgerungen. Diese vergleichende Städteforschung ist nur deshalb möglich, weil ATLAS den Schwerpunkt deutscher Forschung in den Bereichen der Alten Geschichte und der Epigraphik auf der Iberischen Halbinsel mit dem französischen im Bereich der Archäologie sowohl in Spanien wie auch in Nordafrika vereint. Die Zusammenstellung und Analyse der Überlieferung soll Grundlage für ein neues Narrativ der Spätantike sein, das nicht wie in bisherigen Arbeiten zum Städtewesen in diesem Zeitraum auf Analogieschlüssen beruht und somit zu Generalisierungen neigt. Die detaillierte Untersuchung aller Quellengattungen und ein methodisch klarer Vergleich zielen darauf ab, innerhalb der fokussierten sechs Jahrhunderte zu differenzieren. Dazu leistet die Visualisierung historischer Entwicklungen in Form von thematischen Karten einen unabdingbaren Beitrag. ATLAS leistet also einen Beitrag zur Städteforschung und mithin zur Sozialgeschichte der Macht im Kontext des entwicklungsoffenen und dynamischen Forschungsfeldes zwischen Spätantike und Frühmittalter. Um diesen auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erfährt das Projekt zudem eine Virtualisierung, die individuelle Erfahrungen von städtischen Lebenswelten im Rahmen einer Wanderausstellung ermöglicht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Dr. Laurent Brassous
 
 

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