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Die Wahrnehmung des Blicks: Vom Blickkegel zur Projektion des zentralen Sehens

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449497943
 
Den Blick einer anderen Person wahrnehmen zu können ist eine wichtige Fähigkeit. Der Blick gibt Hinweise auf die Gedanken einer Person, er informiert welche Objekte im Bewusstsein repräsentiert und gerade kognitiv verarbeitet werden und insbesondere als Handlungsziele wahrscheinlich sind. Er ist entscheidend für das Verstehen gesprochener Sprache in natürlichen Situationen und regelt den Sprecherwechsel in einem Gespräch. Jenseits der Kooperation können Blicke mobben oder belästigen. Blickwahrnehmung ist relevant für neue Technologien, etwa für die Gestaltung des wahrgenommenen Blicks von Avataren und Robotern in der Mensch-Maschine-Interaktion oder das technische Design von Videotelefonie.Faktoren zur Präzision und Genauigkeit der wahrgenommenen Blickrichtung sind bereits gut untersucht. Zudem hat der Blick eine Ausdehnung; er ist nicht auf einen Punkt gerichtet, sondern auf eine Fläche. Neuere Forschung legt nahe, dass diese Fläche 5-10° visuellen Winkels umfasst. Im Kontext der Wahrnehmung des Angesehenwerdens wurde diese Ausdehnung metaphorisch als Blickkegel bezeichnet, der seinen Ursprung bei der blickenden Person hat und sich von dort aus kegelförmig ausdehnt. Die theoretische Fundierung des Projektes führt das Konzept der Projektion des zentralen Sehens ein, die als Komponente des Blickkegels aufgefasst wird. Die Projektion des zentralen Sehens ist über den Kontext des Angesehenwerdens hinaus relevant, wenn der Blick einer Person beobachtet wird. Das allgemeine Ziel des Projekts ist die Beantwortung der Fragen: Was ist der Blickkegel, wie ist seine genaue Form, und wie verändert sich die Form mit der Entfernung? Es wird von den Annahmen ausgegangen, dass der Blickkegel bestimmt wird durch (a) die Projektion des zentralen Sehens, (b) die Veränderung der retinalen Größe des angeschauten Objektes mit der Distanz, (c) den Überschätzungseffekt bei seitwärts gerichtetem Blick, (d) die Grenzen der Sehschärfe und wie sich die kleinsten wahrnehmbaren Unterschiede mit der Distanz verändern, und (e) die Aufgabe, die von der blickenden Person ausgeführt wird. Diese Hypothesen empirisch zu testen beinhaltet insbesondere, das neue Konzept der Projektion des zentralen Sehens quantitativ zu vermessen und ihre Eigenschaften genauer zu bestimmen. Eine wichtige Variable ist dabei die Distanz zwischen der blickenden Person und dem Beobachter. Weil die Forschung des Projekts neben grundlagenwissenschaftlichen Zielen zentral Anwendungsaspekte einbezieht, hier insbesondere Mensch-Mensch und Mensch-Maschine-Interaktion, sollen sowohl Messungen mit realen Personen durchgeführt werden, wie auch mit Avataren (2D-Reize wie Fotos, künstliche Gesichter, 3D-Reize wie künstliche Köpfe). Neben der weiteren Untersuchung des Konzeptes des Blickkegels ist die Bestimmung der Projektion des zentralen Sehens ein wichtiger Aspekt des Projekts, wofür insbesondere auch nicht-soziale Blickziele zum Einsatz kommen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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