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Fiktional sein: Natur von Fiktion und Fiktionalität
Antragsteller
Dr. Richard Woodward
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448610384
Fiktion ist nicht nur ein uns unterhaltendes Mittel, das wir aus unserem Alltagsleben kennen, sie hilft uns gleichermaßen dabei die Welt um uns herum und unseren Platz in ihr zu verstehen. Fiktion stellt uns aber auch vor eine Reihe schwieriger philosophischer Herausforderungen und das zentrale Ziel des vorliegenden Projekts besteht darin, eine einheitliche Darstellung von den zwei zentralen Merkmalen der Fiktion zu entwickeln und zu verteidigen, die typischerweise für Ästhetiker*innen der analytischen Tradition im Mittelpunkt ihrer Untersuchung standen.Wenn sich analytische Ästhetiker*innen mit philosophischen Fragen zur Fiktion beschäftigen, haben sie meist eine von zwei Unterscheidungen im Sinn. Die erste Unterscheidung besteht auf Werk-Ebene und betrifft den Kontrast zwischen den Werken, die wir als fiktiv bezeichnen (wie z.B. Shakespeares „Hamlet“ oder Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“), und jenen, die wir stattdessen als nicht-fiktiv klassifizieren (wie z.B. Barack Obamas „Die Träume meines Vaters“ oder Naomi Kleins „No Logo“). Die zentrale Fragestellung, die sich aus dieser Unterscheidung ergibt, lautet: Was bedeutet es, dass ein Werk fiktiv ist statt nicht-fiktiv? Die zweite Unterscheidung besteht auf propositionaler Ebene und betrifft den Kontrast zwischen fiktionalen Propositionen (wie z.B. die Proposition, dass Hamlet ein Prinz ist, was gemäß dem Werk „Hamlet“ wahr ist) und jenen Propositionen, die nicht-fiktional sind (wie z.B. die Proposition, dass Hamlet ein Bettler ist, was gemäß dem Werk „Hamlet“ nicht wahr ist). Die zentrale Frage, die sich durch diesen Kontrast ergibt, lautet: Was bedeutet es für eine Proposition fiktional zu sein, d.h. unter welchen Bedingungen ist eine Proposition „gemäß“ einer Fiktion wahr?Diese beiden Themenkomplexe – im Folgenden unterschieden als die Natur der Fiktion und die Natur der Fiktionalität – sind facettenreich und miteinander verwoben, wurden jedoch allzu oft in relativer Isolation voneinander untersucht. Im Gegensatz dazu und im Anschluss an meine früheren Arbeiten in diesem Bereich möchte ich eine integrative Darstellung von Fiktion und Fiktionalität liefern, die sich in die breitgefächerte Forschungsliteratur einfügt und so Bezug nimmt auf Themen wie die Natur kommunikativer Handlungen, die Psychologie der Imagination und die normativen Rolle von Überzeugungen. Mein zentrales Ziel ist daher die Ausarbeitung einer umfassenden Darstellung von Fiktion und Fiktionalität, die in die Untersuchungen verwandter Phänomenen eingebettet ist und dadurch mit unabhängig von ihnen gerechtfertigten Positionen aus dem weiteren philosophischen Kontext in Übereinstimmung gebracht wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen