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Briefe an den Scheich: Politische und ökonomische Transformationen im Indischen Ozean im Spiegel der Briefe an die ʿAbriyin von al-Hamraʾ (Oman) während des langen 19. Jahrhunderts
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Johann Büssow; Privatdozentin Dr. Michaela Hoffmann-Ruf
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446674248
Das Projekt widmet sich der Sozial-, Politik- und Wirtschaftsgeschichte Zentral-Omans im langen 19. Jahrhundert (hier definiert als der Zeitraum 1792-1920). Grundlage der Untersuchung bildet die kombinierte serielle und qualitative Analyse einer Auswahl von Texten aus dem Briefarchiv einer lokalen Elitefamilie, der ʿAbriyin von al-Hamraʾ. Darauf aufbauende Einzelstudien beschäftigen sich mit sozialen und politischen Netzwerken, ökonomischen Beziehungen und Historischer Semantik. Zentrales Anliegen des Projektes ist die Zusammenführung zweier bislang getrennter Forschungsstränge: die Makro-Ebene der politisch-ökonomischen Geschichte Omans innerhalb des Indischen Ozeans und die Mikro-Ebene der Geschichte der ʿAbriyin als einer bedeutenden tribalen Gruppe. Durch Fokussierung auf Interessen und Strategien lokaler Akteure erweitert das Projekt die bisherige Forschung zur Geschichte Zentral-Omans um eine mikrohistorische Ebene. Ein weiteres Forschungsinteresse richtet sich auf die Sprache der Briefkommunikation, die im Hinblick auf Fragen der Begriffsgeschichte und der Historischen Semantik untersucht wird. Das Projekt zielt auf ein besseres Verständnis von Zentral-Oman als historischer Region in ihren transregionalen Bezügen. Im Fokus steht die Frage nach den Auswirkungen von Ereignissen und Prozessen im Indischen Ozean auf das Landesinnere und seine Gesellschaft. Konkret geht es um die Reaktion der Briefschreiber auf politische und ökonomische Entwicklungen im Indischen Ozean. In diesem Zusammenhang werden einige grundlegenden Annahmen in der Forschungsliteratur hinterfragt, wie beispielsweise die Isolation und Stagnation Zentral-Omans im Untersuchungszeitraum (im Unterschied zu den omanischen Territorien in Ostafrika). Eine Besonderheit des Projektes besteht in der Verwendung von digitalen Werkzeugen, die bislang in der Geschichtswissenschaft selten verwendet wurden, wie z.B. digitale Netzwerkanalyse und Web-GIS (Online-Geoinformationssysteme).Die Antragssteller können auf umfangreiche Vorarbeiten zurückgreifen, darunter eine Studie über Scheich Muhsin bin Zahran al-ʿAbri (st. 1873) sowie eine eigens für die Erschließung des Briefarchivs geschaffene relationale Datenbank. Die Untersuchung konzentriert sich auf fünf ausgewählte Korrespondenzen zwischen den ʿAbriyin und anderen lokalen Akteuren und erfolgt in drei Schritten. Am Anfang steht die serielle Analyse. Diese gibt Auskunft über die Intensität und Dauer der Korrespondenzen und führt zur Auswahl von im Hinblick auf die Forschungsfragen besonders aussagekräftigen Dokumenten. Die ausgewählten Texte werden im folgenden Schritt einer vertieften Analyse unterzogen, auf der drei thematische Fallstudien aufbauen. Abschließend erfolgt die Kontextualisierung der Ergebnisse innerhalb der Geschichte Omans und des Indischen Ozeans.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen