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Finanzialisierung und Staatskapitalismus: Die Steuerung der Kapitalmärkte in den BRICSS

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446618653
 
Die Rolle der Kapitalmärkte für die wirtschaftliche Entwicklung hat im Prozess der Finanzialisierung während der letzten Jahrzehnte deutlich zugenommen. Gleichzeitig wird die staatliche Steuerung der Kapitalmärkte in der sozialwissenschaftlichen Finanzialisierungsdiskussion kaum thematisiert, letztere hat aus dieser Perspektive einen "hohlen Kern". Die Funktionsweise der Kapitalmärkte wird in dieser Diskussion automatisch mit jener im Idealtyp des liberalen Kapitalismus gleichgesetzt. Kapitalmärkte werden als homogene Entitäten angesehen, analytisch deutlich vom Staat getrennt und einem neoliberalen Paradigma folgend, das kaum staatliche Steuerung kennt. Eine Analyse der chinesischen Kapitalmärkte hat aber gezeigt, dass letztere in staatskapitalistischen Systemen ganz anders funktionieren, andere sozio-ökonomische Rollen erfüllen und zu anderen Konsequenzen führen, als im liberalen Idealtyp. Auch aus anderen großen Schwellenländern - und vereinzelt auch aus westlichen Industrieländern - gibt es Hinweise auf Abweichungen vom liberalen Modell. Angesichts des wachsenden Gewichts der großen Schwellenländer im globalen Kapitalismus stellt sich daher die Frage, ob die Finanzialisierungsdiskussion nicht nur einen "hohlen Kern" hat, sondern auch von einem in globaler Perspektive empirisch zunehmend überholten Bild der Kapitalmärkte ausgeht.Um diese Frage zu beantworten, entwickelt das Vorhaben zunächst einen (zum neoliberalen) alternativen Idealtyp "staatskapitalistischer" Kapitalmärkte. Basierend auf diesen beiden Idealtypen widmet es sich einer vergleichenden Analyse der Kapitalmärkte von Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und Südkorea (BRICSS). Diese Länder gehören nicht nur zu den ökonomisch und politisch bedeutsamsten Schwellenländern, sondern verfügen auch über besonders dynamisch wachsende Kapitalmärkte. Zudem gibt es für jedes dieser Länder Hinweise auf eine prominente Rolle des Staatskapitalismus in ihrer Wirtschaft, unabhängig von einem demokratischen oder autoritären Regimetyp. Die vergleichende Analyse, für die wir ein analytisches Instrumentarium entwickelt haben, das statistische Daten, Dokumentenanalysen, Expertengespräche und die Teilnahme an Finanzmarktkonferenzen kombiniert, soll zeigen, inwieweit die Kapitalmärkte dieser Länder zum neoliberalen oder staatskapitalistischen Idealtyp neigen. Aufbauend auf dieser Analyse widmen wir uns in einem dritten Teilziel den Implikationen unterschiedlich gesteuerter Kapitalmärkte, einerseits in Bezug auf Funktionen, die die Kapitalmärkte auf nationaler Ebene für die wirtschaftliche Entwicklung erfüllen und andererseits in Bezug auf die globale Finanzarchitektur.Unser Projekt dient dazu, nicht nur der Finanzialisierungsdiskussion eine empirisch und theoretisch solidere Grundlage zu verschaffen, sondern auch abzuschätzen, ob der Aufstieg der (zumindest teilweise) staatskapitalistischen Schwellenländer zu einer Herausforderung der liberalen Ordnung im Bereich der Kapitalmärkte führt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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