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Der Codex Manesse: Sammlungsaufbau und Kontextualisierung der Autorcorpora

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446440297
 
Der Codex Manesse ist eine von der UNESCO 2019 zum Weltdokumentenerbe nominierte, um 1300 entstandene Handschrift, die mit 140 Autorcorpora und 137 Miniaturen die um-fangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lyrik darstellt. Das Projekt hat das Ziel, den Sammlungsaufbau der Handschrift besser zu erforschen. Gefragt wird, wie die Anordnung der Autorcorpora überlieferungsgeschichtlich zustande kommt, um davon ausgehend Aussagen zu den Gliederungs- und Sammelprinzipien, die in der Handschrift wirk-sam sind, zu treffen sowie zum literaturgeschichtlichen Wissen, das sich darin abbildet. Zwar gibt es codicologische und kunsthistorische Untersuchungen, die Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des Codex geben, überlieferungsgeschichtlich und inhaltlich ist der Sammlungsaufbau jedoch unzureichend untersucht. Die literaturwissenschaftliche Forschung hat sich bisher hauptsächlich auf einzelne Autoren des Minne- und Spruchsangs konzentriert und diese losgelöst vom Sammlungskontext der Handschriften betrachtet. Die Überlieferungsgeschichte wurde (wenn überhaupt) isoliert in Hinblick auf die Parallelüberlieferung einzelner Autorcorpora bzw. einzelner Lieder einbezogen; die umfangreiche paläographische und codicologische Forschung wurde in literaturwissenschaftlichen Arbeiten zumeist nicht berücksichtigt. Das geplante Projekt möchte bei diesem Desiderat ansetzen und die genannten Disziplinen zusammenführen. Gefragt wird nach Ordnungs- und Gliederungsprinzipien der Sammlung und der inneren Kohärenz der nach Autoren geordneten Œuvres. Ausgangspunkt dafür sind jüngere Auswertungen der codicologischen Befunde, die zeigen, dass die Gliederung nach dem Ständeprinzip nicht das einzige Anordnungskriterium der Sammlung ist. Im Zuge der Herstellung des Buches wurden die Pergamentlagen umge-ordnet, z.T. auseinandergetrennt und neu zusammengefügt; etliche Doppelblätter wurden zerschnitten und in anderer Anordnung wieder zusammengenäht. Die Rekonstruktion dieser herstellungstechnischen Vorgänge macht einen Gestaltungswillen sichtbar, der inhaltlich bislang weitgehend unerforscht ist. Im geplanten Projekt werden einzelne Handschriftensegmente herausgegriffen, um nach dem Zustandekommen der Gruppierungen zu fragen. Hierfür werden verschiedene Deutungsperspektiven eingenommen, indem die Autorcorpora in Hinblick auf überlieferungsgeschichtliche, historische, poetologische und rezeptionsgeschichtliche Relationen untersucht werden. Diese Kontextualisierung wird neue, weitergehende Erkenntnisse über den Sammlungsaufbau sowie das literaturgeschichtliche Wissen, das sich darin abbildet, hervorbringen. Des Weiteren sind Hinweise auf bislang nicht rekonstruierte Vorlagen dieser Handschrift zu erwarten. Das Projekt leistet damit einen maßgeblichen Beitrag zu einer differenzierteren Erforschung der Entstehungsgeschichte des Codex.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Anna Kathrin Bleuler
 
 

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