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Veränderung von Verhaltensroutinen bei Anorexia Nervosa – eine randomisiert-kontrollierte Studie

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441688036
 
Anorexia Nervosa (AN) ist eine schwerwiegende psychische Störung, die primär durch massive Nahrungsrestriktion und daraus resultierendem Untergewicht gekennzeichnet ist. Bis zu 4% aller Frauen sind im Laufe ihres Lebens von AN betroffen. Die Krankheit verläuft meist chronisch und bringt schwerwiegende körperliche Folgeerscheinungen mit sich. Die Sterblichkeitsrate ist die höchste unter allen psychischen Störungen. Unabhängig vom Behandlungsverfahren sind die Erfolgsraten niedrig bis moderat, Therapieabbrüche und Rückfälle hingegen häufig. Einer der Gründe dafür ist darin zu sehen, dass noch immer relativ wenig über die Ätiologie und Aufrechterhaltung der Störung bekannt ist. Kürzlich wurde jedoch ein neurobiologisch informiertes, mechanistisches Störungsmodell der AN entwickelt, demzufolge es sich bei vielen der problematischen Verhaltensweisen im Rahmen der AN um Verhaltensroutinen, d.h. um Verhalten handelt, welches nicht mehr zielgerichtet sondern inflexibel und automatisch abläuft, wenn es durch Hinweisreize provoziert wird. Solches Verhalten ist in der Regel von positiven und negativen Konsequenzen entkoppelt und somit selbstaufrechterhaltend. In Übereinstimmung damit konnte eine Bildgebungsstudie zeigen, dass nahrungsbezogene Entscheidungsfindung bei Patientinnen mit AN mit vermehrter Hirnaktivität im dorsalen Striatum (einer für habituelles Verhalten wichtigen Hirnregion) assoziiert ist. Joanna Steinglass, Kooperationspartnerin im geplanten Projekt, hat diese Befunde in eine neue psychologische Intervention übersetzt, die spezifisch ernährungsbezogene Verhaltensroutinen bei AN adressiert (REaCH). In einer kleinen randomisiert-kontrollierten proof-of-concept Studie (n=22) zeigte sich diese Intervention gegenüber einer aktiven Kontrollbedingung (supportive Psychotherapie) überlegen hinsichtlich Reduktionen in ernährungsbezogenen Verhaltensroutinen (d=1.28), Essstörungssymptomatik (d=0.81), und Kalorienaufnahme (d=1.16). Aufbauend auf diesen vielversprechenden vorläufigen Befunden verfolgt die geplante Studie das Ziel, zu klären, ob diese Intervention tatsächlich die adressierten Mechanismen beeinflusst und von klinischem Nutzen ist. Es handelt sich um eine monozentrische, randomisiert-kontrollierte Überlegenheitsstudie mit zwei parallelen Armen (REaCH vs. supportive Psychotherapie), die zusätzlich zu stationärer Routinebehandlung von Patientinnen mit AN angeboten werden (n=110). Den primären Endpunkt stellt die Gewichtszunahme über den Verlauf der Behandlung bis 6 Monate später dar. Sekundäre Endpunkte umfassen weitere klinische Parameter (selbstberichtete Essstörungssymptomatik), Surrogat-Parameter (Nahrungsmittelwahl; Kalorienaufnahme), und Veränderungen in den durch die Intervention adressierten Mechanismen (Stärke von ernährungsbezogenen Verhaltensroutinen). Die Studie wird wichtige Ergebnisse mit direkten klinischen Implikationen sowie Relevanz für das Verständnis der Ätiologie und Aufrechterhaltung der AN liefern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Joanna Steinglass
 
 

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