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Schweigespirale vernetzt: Der Prozess öffentlicher Meinungsbildung aus der Meso-Perspektive

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438804099
 
Die Theorie der Schweigespirale setzt sich mit der Frage auseinander, unter welchen Bedingungen sich Mitglieder einer Gesellschaft am öffentlichen Diskurs beteiligen und damit zur öffentlichen Meinung beitragen. Die Stärke der Theorie liegt in der dynamischen Verbindung von Individual- und Gesellschaftsperspektive; einer der größten Kritikpunkte liegt in der mangelnden Beachtung der Meso-Perspektive. Noelle-Neumann konzentriert sich ausschließlich auf die anonyme Öffentlichkeit, den sozialen Nahbereich wie Freunde oder Familie berücksichtigt sie kaum. Zu Unrecht, wie in der Schweigespiralforschung häufig diskutiert wird.Hier setzt unser Projekt an. Im Mittelpunkt unseres Interesses steht die Frage, welche Rolle der soziale Nahbereich im Prozess öffentlicher Meinungsbildung spielt: Inwiefern nutzt ein Individuum nicht nur Massenmedien, sondern auch den sozialen Nahbereich zur Umweltbeobachtung? Inwieweit fungiert der soziale Nahbereich – ähnlich wie die Gesellschaft nach Noelle-Neumann – als Instanz der sozialen Kontrolle? Wie verhält sich ein Individuum, wenn Gesellschaft und sozialer Nahbereich unterschiedliche Ansprüche stellen? Und inwiefern werden Meinungsklimawahrnehmung und Bekenntnisbereitschaft beeinflusst? Um diese Fragen zu beantworten, möchten wir den sozialen Nahbereich als Einflussgröße in den Prozess öffentlicher Meinungsbildung theoretisch integrieren und empirisch untersuchen. Aus theoretischer Perspektive knüpfen wir dabei am Modell soziologischer Erklärung an. Den sozialen Nahbereich begreifen wir als Netz aller relevanten Sozialbeziehungen eines Individuums. Durch diesen Netzwerkgedanken können wir sowohl Bezugsgruppen als auch relevante Einzelbeziehungen – online und offline – in einem Modell abbilden und ihren Einfluss im Prozess öffentlicher Meinungsbildung untersuchen. Ein weiteres Ziel besteht darin, digitale Entwicklungen stärker zu fokussieren. Inwiefern unterscheiden sich bspw. Online- und Offline-Bekenntnisbereitschaft, wie wirkt sich eine mögliche Anonymität im digitalen Bereich auf die Isolationsfurcht aus und inwiefern beeinflussen digitale Quellen unsere Umweltbeobachtung und Meinungsklimawahrnehmung? Aus dem Forschungsstand sowie dem Modell soziologischer Erklärung wurde ein Forschungsmodell entwickelt und Hypothesen abgeleitet. Diese beziehen sich auf die Rolle des sozialen Nahbereichs sowie digitale Entwicklungen im Top-Down-Prozesses öffentlicher Meinungsbildung über die Umweltbeobachtung, Isolationsfurcht, Meinungsklimawahrnehmung, Bekenntnisbereitschaft und Meinungsanpassung. Den methodischen Kern des Projekts bildet eine dreiwellige Panelstudie, durch die alle Kausalhypothesen getestet werden können. Um die vielfältigen Quellen der Umweltbeobachtung abbilden zu können, möchten wir außerdem eine Tagebuchstudie in die Panelstudie integrieren. Mit unserem Projekt tragen wir dazu bei, den Prozess öffentlicher Meinungsbildung besser zu verstehen: durch eine Schweigespirale vernetzt – sozial und digital.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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