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Relevanz von Aufeis und Eisreservoirs als Anpassung an den Klimawandel im Trans-Himalaya von Ladakh, Indien

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Humangeographie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438535984
 
In semiariden Hochgebirgsräumen bilden Schmelzwässer der Kryosphäre eine wichtige Grundlage für die Bewässerungslandwirtschaft. Wasserverfügbarkeit sowie deren Saisonalität und Variabilität stellen Schlüsselelemente der landwirtschaftlichen Produktion in diesen Regionen dar. Im Zuge des Klimawandels verändert sich sowohl die Schmelzrate als auch der Zeitpunkt der maximalen Abflussspitzen, womit sich zunehmende Unsicherheiten für die landwirtschaftliche Existenzsicherung ergeben. Auf Grund der hochgelegenen Gletscher im Trans-Himalaya von Ladakh und der daraus resultierenden spät einsetzenden Schmelze ergibt sich dort ein charakteristisches Wasserdefizit im Frühjahr. Zur Überbrückung dieser wiederkehrenden Wasserknappheit sind in einzelnen Tributären seit den 1980er-Jahren Eisreservoirs errichtet worden, die auch als „künstliche Gletscher“ bezeichnet werden und die den winterlichen Abfluss saisonal in Form von Eis oberhalb der Bewässerungsflur speichern. Diese Strukturen forcieren die natürliche Aufeisbildung, ein Prozess, der in zahlreichen höher gelegenen Tälern im Trans-Himalaya auftritt. Das Phänomen der Aufeisbildung ist bei Fragen zur Wasserverfügbarkeit bisher weitestgehend vernachlässigt worden. Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht in einer integrativen Analyse der Bedeutung von Aufeis und Eisreservoirs für die Landwirtschaft in Ladakh. Dabei werden Fragen der Effizienz unterschiedlicher Typen von Eisreservoirs und deren Eignung als Adaptionsstrategien an den Klimawandel bearbeitet. Ausgehend von einer Inventarisierung von Aufeis und Eisreservoirs, das auf Basis von fernerkundungsgestützten Zeitreihenanalysen erstellt wird, sollen potentielle Standorte weiterer Eisreservoirs modelliert werden. In einem weiteren Schritt wird eine Volumenabschätzung der saisonalen Eisakkumulationen und deren Effizienz für die Bewässerungslandwirtschaft vorgenommen. Hierzu werden Methoden der terrestrischen Photogrammetrie und Fernerkundung eingesetzt, die der Generierung räumlich hochauflösender Digitaler Oberflächenmodelle aus dem Winter und Sommer dienen. Der abschließende Schritt fokussiert auf die Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung hinsichtlich der Bedeutung von Aufeisfeldern und Eisreservoirs für die landwirtschaftliche Produktion und Wasserverfügbarkeit. Die für eine nachhaltige Implementierung der Eisreservoirs in das lokale Bewässerungssystem erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen und deren soziale Organisation werden mit Methoden empirischer Sozialforschung untersucht. Dieses Forschungsprojekt soll einen Beitrag zu einem vertieften Verständnis der sozio-hydrologischen Interaktionen in einem sensitiven Hochgebirgsraum unter den Bedingungen prekärer Lebenssicherung und Veränderungen in der Kryosphäre leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Dr. Susanne Schmidt
 
 

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