Detailseite
Analyse der Bedeutung der Erwachsenenbildung: Evaluation der ökonomischen Wirkungen der Volkshochschulversorgung in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung
Antragsteller
Professor Dr. Stephan L. Thomsen
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Statistik und Ökonometrie
Statistik und Ökonometrie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437570974
Die Volkshochschulbildung hat in den letzten Jahren aufgrund der höheren politischen Relevanz des lebenslangen Lernens und dem begleitenden Ausbau des Angebots (sog. quartäre Bildung) an Bedeutung gewonnen. Bis heute haben die fast 900 Volkshochschulen (VHSn) (10,5% davon in Ostdeutschland) einen breit angelegten Bildungsauftrag und stehen unter direkter oder indirekter Kontrolle der Kommunen oder Landkreise/kreisfreien Städte. Mit im Jahr 2016 rund 6,6 Millionen Belegungen in über 590.000 Veranstaltungen und über 17,8 Millionen Unterrichtsstunden pro Jahr ist das Volkshochschulwesen eine der tragenden Säulen der Erwachsenenbildung. VHSn sollen mit einem breiten Angebot von Weiter-, Um-, und Neuqualifizierungen sowie diversen Angeboten in kulturellen und gesundheitlichen Fort- und Weiterbildungen die Versorgung der Bevölkerung mit Bildungsangeboten sicherstellen. Überdies nimmt die politische und gesellschaftliche Bildung einen zentralen Stellenwert ein: über unterschiedliche Programmformate können Bürgerinnen und Bürger sich zu grundsätzlichen oder lokal relevanten Themen informieren und einbringen. Damit soll einer wachsenden Politik- und Beteiligungsmüdigkeit entgegengewirkt werden. Während die VHSn in Westdeutschland sich nach dem Zweiten Weltkrieg relativ frei entwickeln konnten und eine Reihe programmatischer Wenden durchliefen, fand in Ostdeutschland bald eine Verengung des Angebots statt. Als nach der Wiedervereinigung das ostdeutsche Bildungssystem umstrukturiert wurde, standen die VHSn vor beträchtlichen Anpassungsherausforderungen. Sie wurden zu einer vom staatlichen Bildungssystem unabhängigen Institution, deren programmatische Ausrichtung, Trägerschaft und Finanzierung neu gefunden werden musste. Im Kursprogramm wurden vermehrt neue Kurse mit gesellschaftspolitischem und naturwissenschaftlich-technischem Inhalt angeboten. In dem beantragten Projekt sollen (nach bestem Wissen) erstmalig kausale ökonomische Effekte des Volkshochschulangebots auf Arbeitsmarkt- und Bildungsergebnisse sowie eine Reihe ergänzender nicht-monetärer Indikatoren untersucht werden. Zur Identifikation der kausalen Effekte auf die Zielgrößen soll die durch die deutsche Wiedervereinigung hervorgerufene quasi-experimentelle Situation der Veränderungen im Volkshochschulangebot in Ostdeutschland (als natürliches Experiment) genutzt werden. Regionale und zeitliche Unterschiede in der Umsetzung erlauben die Definition von Treatment- und Kontrollgruppen anhand verschiedener individueller Partizipationsmöglichkeiten bzw. -wahrscheinlichkeiten. Die Wirkungen können unter Verwendung unterschiedlicher Differenz-von-Differenzen-Ansätzen geschätzt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen