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Biblia Rabbinica: Der Bibeltext in der rabbinischen Literatur – Erfassung der Textvarianten anhand der babylonisch-jemenitischen Texttradition.

Antragstellerin Professorin Dr. Hanna Liss
Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437490897
 
Der sog. Textus Receptus (TR) der Hebräischen Bibel beruht auf einer tiberiensischen masoretischen Tradition, die hauptsächlich auf die Masoretenfamilien Ben Ascher und Ben Naftali zurückgeht. Diese Texttradition hat sich – in der Manuskripttradition zuerst im ibero-sefardischen Raum, später vor allem durch den hebräischen Buchdruck in der christlichen Welt durchgesetzt. Mit der Zweiten Rabbinerbibel durch Daniel Bomberg (1525) gelangte dieser Texttyp zu einer ersten Standardisierung, die bis heute ihre Gültigkeit besitzt. Dass daneben weitere Texttypen (palästinisch; jemenitisch-babylonisch) erhalten sind, von denen eine Vielzahl mittelalterlicher Handschriften – insbesondere die ashkenasischen und italienischen – echte Textvarianten aufweisen, ist bisher fast unbemerkt geblieben. Darüber hinaus konnte bis vor kurzem keine klar philologische Aussage über die Bibeltexttraditionen in den rabbinischen Schriften getroffen werden, um einen quantitativen und qualitativen Überblick über die Diversität des hebräischen konsonantischen Bibeltextes in den verschiedenen geokulturellen Räumen des Judentums vorzunehmen. Ziel des Projektes ist die vollständige computergestützte Erfassung und Auswertung der Lesevarianten in ausgewählten rabbinischen Texten anhand der babylonisch-jemenitischen Texttraditionen, die in die rabbinische Bibeltexttradition in großem Umfang eingeflossen ist. Erst die Analyse dieser Varianten wird die Rekonstruktion der Variabilität der biblischen Textgeschichte bis ins Hohe Mittelalter hinein erschließen und damit eine wichtige Lücke in der biblischen Textkritik schließen. Da die christliche Bibelwissenschaft ihren Bibeltext ausschließlich auf der Basis eines tiberiensischen Manuskriptes (Firkovich, Evr. I B 19a, Grundlage der Biblia Hebraica Stuttgartensia [BHS] und der Biblia Hebraica Quinta [BHQ]) rekonstruiert, wird durch das hier laufende Projekt gleichzeitig eine Lücke zur westeuropäischen christlichen Hebraistik geschlossen, deren hebräische Textgrundlage vermittelt durch die Juden bis ins ausgehende 13. Jh. der ashkenasische Texttypus war.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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