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Katholischsein in den 1970er und 1980er Jahren: Mit den Grünen oder gegen die Grünen?
Antragsteller
Professor Dr. Florian Bock, seit 12/2021
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410907407
Das Projekt geht von der Beobachtung aus, dass das Verhältnis der Katholikinnen und Katholiken zu den Anfängen der Partei „Die Grünen“ bis heute historisch völlig unerforscht ist. Das ist um so erstaunlicher, als die Wählerinnen und Wähler der neuen Partei um 1980 zu etwa einem Drittel katholischer Konfession waren. Neben so erkennbar werdenden erheblichen programmatischen Schnittmengen gab es aber auch Konfliktfelder, so dass der Vorsitzende der Bischofskonferenz erklären konnte, die „Grünen“ seien für Katholikinnen und Katholiken unwählbar. So steht zu vermuten, dass Leitmotive der „Grünen“ und Katholischsein innerhalb dieser Jahrzehnte in Semantiken, Praktiken und Emotionen zugleich eng miteinander verflochten waren und doch weit auseinanderliegen konnten. Jedenfalls handelte es sich für Katholikinnen und Katholiken, die sich den „Grünen“ zuwandten, um Grenzüberschreitungen und eine Transformation herkömmlicher Deutungsmuster und Praktiken, die wiederum die anfangs heftige Gegenwehr der Hierarchie und CDU/CSU-Eliten erklärbar machen. Insofern ist dieses Teilprojekt geeignet, die grundlegende Neuformierung von Kirche, politischem Katholizismus und Gesellschaft der BRD in den 1970er und 1980er Jahren zu beschreiben. Dem Projekt sind dabei drei Thesen zugrunde gelegt: Erstens kam der Gründung der „Grünen“ im Jahre 1980 für diesen Prozeß eine Scharnierfunktion zu, zweitens wird die Auflösung und Neuformierung von religiös-politischen Deutungsmustern exemplarisch im Übergang von Wählern der CDU/CSU zu den Grünen sichtbar und drittens waren für diesen Prozeß Krisen (Nachrüstung, Waldsterben, Tschernobyl) von zentraler Bedeutung.Das Teilprojekt bearbeitet die Fragestellung in zwei Dimensionen: Erstens wird die politik-, kirchen-, organisations- und sozialgeschichtliche Dimension der Entwicklung der „Grünen“ rekonstruiert. Im Zentrum steht jedoch ein zweiter Aspekt: die Dimension von katholisch sozialisierten Biographien und Phasen biographischer Verläufe. Das Teilprojekt analysiert individuell zurechenbare Austausch- und Wandlungsprozesse im Spannungsfeld von Religion, Zivilgesellschaft und Politik. Es legt den Fokus auf die stets miteinander verflochtenen Semantiken, Praktiken und Emotionen, die diese Biographien begleitet haben. Unterschieden werden hinsichtlich der Forschungsfrage drei Gruppen von Biographien: (1) Akteurinnen, Akteure und Aktivitäten, die sich im Kontext der Grünen von den Haltungen des katholischen Mainstreams ablösten. (2) Akteurinnen, Akteure und Positionierungen der katholischen Hierarchie, des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie – damit teilweise identisch – Vertreterinnen und Vertretern der CDU/CSU in ihrem Verhältnis zu den Grünen. (3) Schließlich Akteurinnen, Akteure und deren Positionierungen aus dem Umfeld katholischer „progressiver“ und „konservativer“ Jugendorganisationen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. Wilhelm Damberg, bis 12/2021