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„Nur der Wissende ist in der Lage, richtige Entscheidungen zu fällen …“ Theologie und Zivilgesellschaft im Spiegel von Rezension und Buchempfehlung

Antragsteller Professor Dr. Andreas Holzem, seit 3/2022
Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410907407
 
Nach dem Zweiten Vatikanum veränderte sich die Funktion von Instanzen der Lektüre-steuerung und -vermittlung grundlegend. Nicht mehr die Abschottung gegen schädliche Ein-flüsse stand im Vordergrund, sondern ein „mündiges Christsein“ in offener Begegnung und Auseinandersetzung mit den „Zeichen der Zeit“. Analysiert werden die Präsentation und Diskussion zeitgenössisch theologischer und pastoraler Literatur sowie der Veröffentlichungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Grundfragen des Projekts sind: Wie verläuft der Diskurs darüber, was Katholiken nach dem Konzil lesen? Wie wird ihnen diese Lektüre nahegebracht? Was verrät diese Auseinandersetzung über das ‚Katholisch lesen‘ über Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Gesellschaft? Mit dem Teilprojekt wird erstmals in großem Maßstab die Literaturgattung der Buchempfehlung und der Rezension zur Grundlage einer religions- und kulturgeschichtlichen Analyse genommen. Zwischen Konzil und „Wende“ veränderten sich der theologische Diskurs und der Blick auf die Gesellschaft im Sinne des Forschungsprogramms signifikant. Der neuen Diskussionskultur in den theologischen Teildisziplinen und ihrer Vermittlung in die kirchliche und gesellschaftliche Öffentlichkeit korrespondiert eine Zunahme der innerkirchlichen Kritik und Gegenkritik. Dadurch veränderte sich auch die Praxis des Katholischseins. Der Denk- und Lebenshorizont bezieht immer selbstverständlicher die konfessionelle Pluralität der Bundesrepublik mit ein. Durch die „Bildungsrevolution“ vergrößert sich die Zahl der potentiellen Leserinnen und Leser theologischer Werke. Deren Kenntnis wird bei engagierten Mitgliedern der Laienräte erwartet und wird zur Voraussetzung des Strukturwandels durch Partizipation. In den Blick zu nehmen sind die Protagonisten dieser Praxisänderung: Autorinnen und Autoren, Rezensentinnen und Rezensenten, Strukturen der Prozessorganisation. Solche Transformationen müssen emotional bewältigt werden. Das gilt im Untersuchungszeitraum etwa für die Erneuerung der Liturgie, für die Diskussionen um Konfessions- oder Gemeinschaftsschule, die Glaubensvermittlung oder neue Formen von Seelsorge. Aber auch der nach der Würzburger Synode eintretende Reformstau und der viel-fach als Rollback empfundene Pontifikatswechsel zur langen Ära Johannes Pauls II. löste Gefühlsstürme aus. Die Pluralisierung war konfliktfrei nicht zu haben. Das Projekt untersucht die Lektürelandschaft durch die inhaltliche Erschließung von Besprechungs- und Rezensionsmedien. Daraus ergeben sich Aspekte für eine Netzwerkanalyse von Autoren und Rezensenten. Schließlich wird zu zeigen sein, in welcher Weise die theologischen Strömungen dem Phasenmodell der gesellschaftlichen Entwicklung kongruent sind.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Joachim Schmiedl, bis 3/2022 (†)
 
 

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