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Was sich Bürger von deliberativen Beteiligungsverfahren wünschen: Eine Online-Umfrage mit einem Präferenzexperiment zur Erfassung perzipierter Legitimitätsvorstellungen
Antragsteller
Professor Dr. André Bächtiger
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432370948
Wie legitim empfinden Bürger deliberative Beteiligungsverfahren – d.h. speziell am Dialog mit ausgewählten Bürgern orientierte und anhand spezieller Regeln organisierte Verfahren der Politikgestaltung wie Runde Tische oder Mini-Publics? Deliberative Beteiligungsverfahren sind in den letzten beiden Jahrzehnten in den Fokus der Demokratieforschung gerückt, da sie die Legitimität von demokratischen Entscheidungsprozessen und Ergebnissen erhöhen sollen. Gleichzeitig stehen sie in der Kritik: Sie würden privilegierte Bürger begünstigen, hätten keine Entscheidungswirkung und würden Diskussionen in der breiten Öffentlichkeit nicht beeinflussen. Insbesondere Cristina Lafont zweifelt die Legitimität von deliberative Beteiligungsverfahren an, da nur wenige ausgewählte Bürger politische Entscheidungen beeinflussen können, ohne dass diese nichtbeteiligten Bürger gegenüber verantwortlich sind. Die Frage ist jedoch, ob nichtbeteiligte Bürger ein solches Legitimitätsproblem überhaupt wahrnehmen. Im Projekt wird zuerst geklärt, ob Bürger eine Präferenz für deliberative Beteiligungsverfahren haben. Anschließend wird auf konkrete Ausgestaltungsmerkmale deliberativer Beteiligungsverfahren – Rekrutierung, Gruppenzusammensetzung und -größe, Dialogformat, Entscheidungsfindung und Autorisierung – und deren Wechselwirkungen mit Erwartungen an solche Verfahren und Legitimitätsperzeptionen der Bürger fokussiert. Das Projekt untersucht, ob und unter welchen Umständen Bürger deliberative Beteiligungsverfahren als legitime Form der politischen Entscheidungsfindung perzipieren, wobei drei Forschungsfragen beantwortet werden:1. Welche generellen Präferenzen und Erwartungen haben Bürger gegenüber deliberativen Beteiligungsverfahren (Nachfrage)?2. Wie müssen solche Verfahren ausgestaltet sein, damit Bürger bereit sind, daraus resultierende Ergebnisse zu unterstützen (Angebot)?3. Wie verändern sich die Legitimitätsperzeptionen der Bürger, wenn sie über die Vor- und Nachteile dieser Verfahren informiert sind (Wissen)?Die Fragen werden anhand einer repräsentativen Online-Umfrage mit einem Präferenzexperiment (Paired Conjoint-Design) beantwortet, das in Deutschland durchgeführt wird. Den Teilnehmenden werden Beschreibungen von fiktiven deliberativen Beteiligungsverfahren zur Bewertung vorgelegt, die bezüglich Ausgestaltung (Rekrutierung, Autorisierung etc.) sowie nach Thema (hohe vs. niedrige Salienz) und „Outcome Favourability“ randomisiert werden. Zudem werden die Teilnehmenden auf eine Informationsgruppe, in der sie ein Glossar sowie Pro- und Contra-Argumente zu deliberativen Beteiligungsverfahren sowie deren Ausgestaltungsmerkmalen erhalten, und eine Nicht-Informationsgruppe (nur mit Glossar) zufällig aufgeteilt.Das Projekt erfasst erstmalig Präferenzen und Erwartungen nichtbeteiligter Bürger gegenüber deliberativen Beteiligungsverfahren und untersucht deren Legitimität in Abhängigkeit von Ausgestaltungsmerkmalen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Australien, Belgien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Sofie Marien; Professor Dr. Simon Niemeyer