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Eine sprachübergreifende Untersuchung der Beziehung zwischen Sprachvitalität und ethnobiologischem Wissenstransfer

Antragsteller Dr. Aung Si, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430905037
 
Die Bedrohung und das Sterben von Minderheitensprachen ist in vielen Teilen der Welt ein schwerwiegendes Problem. Der Verlust einer Sprache führt nicht nur zu einem Verlust von kulturellem Wissen, sondern auch von praktischen und wenig greifbaren Kenntnissen über Welt und Natur. Dies ist insbesondere Besorgnis erregend, als bedrohte Sprachen oftmals genau in solchen Gegenden der Welt zuhause sind, wo natürliche Umgebung und Biodiversität ebenfalls unter Bedrohung stehen.Das Projekt hat es zum Ziel, die Beziehungen zwischen Sprachvitalität (d.h. dem Maße zu dem eine Sprache in verschiedenen sozialen Situationen verwendet, und an die nächste Generation weitergegeben wird) und dem Wissensstand der Sprachgemeinschaft bezüglich ethnobiologischen Themen (d.h. dem Wissen über die sie umgebende Natur und Umwelt) zu untersuchen. Dazu sollen bestimmte Kernvariablen in verschiedenen bedrohten Sprachen in Myanmar, Indien und Australien systematisch gemessen werden. In einem interdisziplinärem Ansatz, der sich sowohl der Methode der Sprachdokumentation als auch ethnobiologischen Verfahren bedient, sollen die komplexen Zusammenhänge zwischen Sprachbedrohung, der Weitergabe traditionellen Wissens an jüngere Generationen, und nicht-linguistischer Variablen wie dem Zustand von Natur und Umwelt, herausgearbeitet werden. Die Grundfragestellungen, die hierbei beantwortet werden sollen, sind unter anderem: 1. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vitalitätsgrad einer Sprache und dem Grad des generationsübergreifenden Wissenstransfers in der jeweiligen Sprachgemeinschaft? und 2. Haben nicht-linguistische Faktoren (wie z.B. die Nähe zu Waldgebieten) einen Einfluss auf die Weitergabe traditionellen Wissens an folgende Generationen? Ziel ist es, ein Framework zu entwickeln, das linguistische und ethnobiologische Vitalität unabhängig voneinander bestimmt, um Maßnahmen zum Schutz und Erhalt dieser beiden Ebenen, wenn notwendig, getrennt voneinander anwenden zu können. Das Projekt soll zu einem besseren Verständnis der relevanten Faktoren führen, die für Erhalt und Verlust ethnobiologischen Wissens – einem wichtigen Teil des kulturellen Erbes – innerhalb einer Sprachgemeinschaft verantwortlich sind. Ein konkretes Resultat werden audio-visuelle Dokumentationen verschiedener bedrohter Sprachen Myanmars sein, die die Datengrundlage für weitere Forschung zum Wandel von Sprache und Wissenssystemen bilden. Diese können dazu verwendet werden, bessere Richtlinien zur Förderung indigener Sprachen und für Sprachdokumentationsprogramme zu entwickeln, um eine gezielte Prävention gegen Sprachensterben und den Verlust von Wissenssystemen zu ermöglichen. Das Projekt ist somit von großem kulturellen Nutzen in den jeweiligen Sprachgemeinschaften, aber auch für andere Länder, in denen der Verlust von indigenen Sprachen und traditionellem Wissen ein akutes Problem darstellen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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