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i3/šamnum: Pflanzenöle und Tierfette in den frühen Stadtkulturen Syro-Mesopotamiens – Produktion, Distribution und Konsum

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430210716
 
Öle und Fette (Sumerisch i₃, Akkadisch šamnum) erfüllen zentrale menschliche Bedürfnisse auf derselben Ebene wie Nahrung, Behausung und Bekleidung: denn gerade in einem ariden Klima sind fettige Substanzen unabkömmlich um die Haut zu schützen. Diese zentrale Bedeutung von Öl und Fett zeigt sich prominent im Hauptwerk mesopotamischer Literatur, dem Gilgameš-Epos: Enkidu wird endgültig zum Menschen, nachdem er nach dem Verzehr von Brot und Bier sich gesalbt hat. Sich zu salben ist eine in den Keilschrifttexten gut belegte alltägliche Praxis in Mesopotamien. Archäologisch sind die charakteristischen Ölgefäße (etwa geschlossene, leicht verschließbare Gefäße für Duftöle) nachweisbar. Obwohl Öle neben Brot, Bier oder Wein zu den am besten belegten Produkten in Syro-Mesopotamien zählt, wurde es bisher noch nicht umfassend in seinem kulturellen und sozialen Kontext behandelt. Dieses Projekt bearbeitet zuerst das außergewöhnlich reiche Textcorpus vor allem aus administrativen Archiven von ca. 2500 bis 1600 v.Chr., wobei alle Arten von Tierfetten (Milchfette; auch Schmalz, Schaffett) und Pflanzenölen (vor allem Sesam, im Westen auch Oliven; selten Mandeln) dieser Quellen betrachtet werden. Ausgehend von bisherigen Arbeiten zu Details der Terminologie, Produktion, Verbreitung und des Gebrauchs, strebt dieses Projekt eine zeitgemäße und kohärente Beschreibung der verschiedenen Schritte (“chaîne opératoire”) von der Produktion bis zum Konsum an, wie sie bisher in dieser Weise noch nicht erfolgte. Das umfangreiche Corpus administrativer Keilschrifttexte aus dem frühen Syro-Mesopotamien, eine einzigartige Quellenbasis um wirtschaftliche Prozesse in ihrem gesellschaftlichen Kontext zu untersuchen, bietet eine umfangreiche Textbasis für die Handhabung von Ölen und Fetten in den Städten und deren Umland. Das Projekt sucht insbesondere präzise Daten zu den Qualitäten von Öl und vor allem zu den absoluten und relativen Mengen zu gewinnen, wie sie sich aus den Archivdaten gewinnen lassen. Diese Grundlagenarbeit bietet die Informationen aus den Textquellen, auf die man für archäologische, archäometrische oder archäobotanische Forschungen zu Ölen, Fetten, ihren Behältern und ihrer Produktion zurückgreifen kann. Die beiden Antragsteller dieses deutsch-französischen Kooperationsprojekts (Chambon, Sallaberger) haben zu administrativen Urkunden, deren Terminologie und vor allem den Aspekten einer quantitativen Analyse gearbeitet und publiziert. Im Projekt werden die Expertise zu sumerischen Urkunden der Frühen Bronzezeit in München mit der zu den altbabylonischen Urkunden der Mittleren Bronzezeit in Paris verbunden. Interdisziplinäre Aspekte werden durch Kooperationen für Keramikanalyse, Archäometrie und chemische Analyse, Paläoanatomie und Botanik abgedeckt. Eine archäologische Studie von Ölgefäßen sowie Rückstandsanalysen von Ölgefäßen bilden unverzichtbare Bestandteile dieses Projekts. Die digitale Betreuung erfolgt durch die IT-Gruppe der LMU München.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Israel
 
 

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