Detailseite
Neuronale Mechanismen lebensnaher, naturalistischer Betrachtung bei Kindern mit Autismus oder ADHS
Antragstellerin
Dr. Stefanie Schelinski
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2019 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429525912
Die schnelle und genaue Verarbeitung komplexer, dynamischer, audiovisueller Information ist wichtig für eine erfolgreiche soziale Kommunikation. Die Erforschung neuronaler Aktivität in Bedingungen, die dem täglichen Leben nahekommen, ist eine herausfordernde Aufgabe in der Neurowissenschaft. Eine Möglichkeit, neuronale Mechanismen mit hoher ökologischer Validität zu erfassen, ist die Verwendung naturalistischer Betrachtungsparadigmen, bei denen Studienteilnehmer einen lebensnahen Film ansehen, während die Gehirnaktivität aufgezeichnet wird. Bisherige Studien naturalistischer Betrachtung mittels funktioneller Magnet Resonanz Tomographie (fMRT) zeigten, dass die Hirnaktivität und deren zeitlicher Verlauf vergleichbar zwischen neurotypischen Erwachsenen, jedoch sehr variabel zwischen Erwachsenen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist. ASS ist eine Entwicklungsstörung, die mit Einschränkungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation einhergeht. Inwiefern sich bisherige Ergebnisse auf das Kindesalter übertragen lassen, in welchem Ausmaß sie mit dem Schweregrad von ASS- Symptomen zusammenhängen und wie spezifisch sie für ASS sind, ist bisher jedoch unklar. Wir wollen entsprechend die folgenden drei neuen Forschungsfragen beantworten: (i) Was sind die neuronalen Aktivierungsmuster naturalistischer Betrachtung bei Kindern mit ASS? (ii) Inwiefern hängen die neuronalen Aktivierungsmuster mit dem Schweregrad von ASS- Symptomen zusammen? (iii) Wie spezifisch sind die neuronalen Aktivierungsmuster bei naturalistischer Betrachtung für ASS? Wir wollen diese offenen Forschungsfragen mittels Analyse von fMRT- Daten eines naturalistischen Betrachtungsparadigmas großer Kohorten von Kindern mit und ohne ASS aus einer laufenden Multi-Center Studie beantworten. In dem fMRT- Experiment sehen dabei alle Kinder dieselben alltagsnahen Filme, welche umfangreiche audiovisuelle und soziale Informationen enthalten. Wir planen den zeitlichen Verlauf der Hirnaktivität während dieser naturalistischen Betrachtung von mindestens 200 Kindern mit ASS und 200 sich typisch entwickelnden Kindern zu anaylsieren. Um die Spezifität für ASS zu untersuchen, werden wir zusätzlich die neuronalen Aktivierungsmuster von mindestens 200 Kindern mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) analysieren. ADHS ist eine weitere Entwicklungsstörung, für die eine teilweise gemeinsame Ätiologie mit ASS angenommen wird. Der Vergleich von Kindern mit ASS und ADHS wird weitere Hinweise über differenzierende und gemeinsame Charakteristika der beiden klinischen Bedingungen liefern. Unsere Ergebnisse werden mit hoher ökologischer Validität zu einem besseren Verständnis grundlegender Mechanismen der Verarbeitung sozial relevanter Informationen bei typischer als auch atypischer Entwicklung beitragen. Dabei wird die Untersuchung großer Kohorten mit hoher statistischer Zuverlässigkeit einhergehen und somit einem aktuell wachsenden Anspruch in den Neurowissenschaften gerecht werden.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Großbritannien
Gastgeber
Professor Simon Baron-Cohen, Ph.D.