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GRK 1458:  Schriftbildlichkeit: Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen

Fachliche Zuordnung Literaturwissenschaft
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 42922943
 
Das Graduiertenkolleg widmet sich einem geisteswissenschaftlichen Schlüsselthema, der Schrift, und zielt einen Perspektivenwechsel an von einem phonografisch-sprachzentrierten hin zu einem ikonografisch-lautsprachenneutralen Schriftkonzept. Das Arbeitsfeld ist interdisziplinär angelegt: Antragsteller aus 13 Fächern (Philosophie, Sprachwissenschaften, Medienwissenschaften, Literaturwissenschaften, Theaterwissenschaften, Kunstwissenschaften, Musikwissenschaften, Wissenschaftsgeschichte, Psychologie, Informatik, Altorientalistik, Japanologie, Ägyptologie) aus dem Berlin-Potsdamer Raum, die über Phänomen, Geschichte und Theorie der Schrift forschen, arbeiten hier zusammen.
Während die Schrift - zumal im Horizont des "abendländischen Alphabetzentrismus" - vorrangig als aufgeschriebene mündliche Sprache gilt, sollen nun Schriften in jenen Dimensionen untersucht werden, in denen sie mehr leisten, als "nur" ein Medium zur Aufzeichnung gesprochener Sprache zu sein. Was wir beim schriftlichen Rechnen, in der korrigierenden Arbeit am Text, beim Umgang mit naturwissenschaftlichen Formeln, beim Erstellen musikalischer Partituren oder Choreografien, in der Konkreten Poesie, im Entwerfen von Diagrammen, beim Programmieren, beim Lösen von Kreuzworträtseln oder beim Entwerfen von Palindromen und Anagrammen machen, kann sinnvoll nicht durch den Bezug auf die Lautsprache beschrieben werden. Die außereuropäischen nicht alphabetischen Schriftsysteme haben dieses ikonografische Potenzial immer schon zur Geltung gebracht.
Die zugrunde liegende Hypothese ist, dass Schriften Hybridbildungen sind aus Diskursivem (Sprache) und Ikonischem (Bild), und dies gilt für alphabetische wie für nicht alphabetische Notationen. Im Graduiertenkolleg soll die explorative und kreative Leistungskraft von Schriften untersucht werden, indem Schriften vorrangig unter dem Aspekt ihrer Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität erforscht werden. Dabei wird auf die in der Debatte über Mündlichkeit und Schriftlichkeit gewonnenen Ergebnisse zwar aufgebaut. Doch die Leitidee der "Schriftbildlichkeit" rückt nun das Verhältnis von Schriftlichkeit und Bildlichkeit ins Zentrum: nicht im Sinne von Bild-Text-Zusammenhängen, sondern im Sinne von impliziten ikonischen Funktionen der Notationen.
DFG-Verfahren Graduiertenkollegs
Antragstellende Institution Freie Universität Berlin
 
 

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