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Eroberung, Umwelt und Wirtschaft im islamischen Nordafrika. Das Beispiel des mittleren Medjerdatales

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Physische Geographie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429040062
 
Mit der islamischen Eroberung Nordafrikas und den darauffolgenden Herrschaftswechseln gingen prägende Veränderungsprozesse von Städten, der Landschaft und Wirtschaft einher, die von grundlegender Bedeutung für das Verständnis nordafrikanischer Gesellschaften unter islamischer Herrschaft sind. Rezente Forschungen, darunter auch solche der beiden PIs, hinterfragen in jüngster Zeit die gängigen Erklärungsmodelle für den Untergang des römisch-byzantinischen Herrschaft und den Einfluss der islamischen Eroberung in Nordafrika, denen zufolge das 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. häufig als „dark ages“ gelten. Forschungen der beiden PIs in den bedeutenden benachbarten Städten Bulla Regia und Chimtou in Tunesien konnten die Komplexität städtischen Wandels, technologischer Innovationen und von Umweltveränderungen während des Mittelalters unterstreichen. Das vorliegende Projekt will auf die genannten Forschungen aufbauen, um die immer noch bestehende eine grundlegende Lücke in unserem Verständnis der kulturellen, ökonomischen und ökologischen Transformation Nordafrikas im frühen Mittelalter zu schließen. Dabei geht das Projekt weit über die einfache Frage nach Kontinuität oder Verfall von Städten hinaus und untersucht, welchen Einfluss die muslimische Eroberung und folgende Herrschaftswechsel auf wirtschaftliche und sozialen Wandel in Nordafrika hatte. Hierfür werden im mittleren Medjerdatal, der berühmten „Kornkammer Roms“, langfristige Veränderungsprozesse auf verschiedenen Ebenen untersucht: Siedlungen, Landschaft, Produktion und Technologie. Dabei sollen in dem Projekt mit Bulla Regia, Chimtou, Borj Halal Belalis Maior und Béja fünf Orte besonders in den Blick genommen werden, die in der nach-byzantinischen Zeit unterschiedliche Entwicklungen nahmen. Hierfür kommen zur Identifizierung geeigneter Zonen topographische Surveys und Geophysik zum Einsatz. Anschließend sollen über gezielte stratigraphische Ausgrabungen gute stratifizierte Befunde dokumentiert werden, mit denen es zum ersten Mal gelingen soll, die bisher noch gänzlich untersuchten frühen Jahrhunderte arabischer Herrschaft vor allem im Bereich der Keramik typologisch und chronologisch zu differenzieren. Archäobotanische und archäozoologische Untersuchungen begleiten die Ausgrabungen und bilden eine starke Säule landschaftsarchäologischer und physisch-geographische Untersuchungen im Untersuchungsgebiet. Aus den gewonnenen Daten wird mit den Informationen in lateinischen, griechischen und arabischen Schriftquellen ein Gesamtbild der Entwicklung der Region unter islamischer Herrschaft entwickelt. Die Ergebnisse werden mit breiteren Entwicklungen im Mittelmeerraum und der islamischen Welt kontextualisiert, die das „erste islamische Jahrtausend“ charakterisieren. Damit kann das Projekt einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis des islamischen Nordafrika leisten und einen neuen Interpretationsrahmen zur Verfügung stellen, der wiederum anderen Regionen der islamischen Welt als Vergleich dienen kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerin Dr. Corisande Fenwick
 
 

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