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Mehr als Schrift: Kodieren und dekodieren in und von amerindianischen graphischen Kommunikationssystemen zwischen Mexiko und den Anden
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Christiane Clados; Professor Dr. Ernst Halbmayer
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426605030
In diesem Projekt werden die Funktionsprinzipien amerindianischer grafischer Kommunikationssystem auf Basis ausgewählter Fallstudien untersucht, welche die tief verwurzelte Annahme neu konzipiert, dass außereuropäische graphische Kommunikationssysteme aus Sicht "echter" Schrift, d. h. einer vollständigen Visualisierung der Sprache, untersucht werden sollen. Ein solcher, immer noch vorherrschender, Fokus ist problematisch, da die meisten grafischen Kommunikationssysteme in Amerika und anderswo nicht Sprache visualisieren, sondern mentale Konzepte und Ideen ausdrücken, ohne Worte zu verschriftlichen. Viele Kenntnisse der westlichen Kultur werden ebenfalls in nichtalphabetischen Kommunikationssystemen, wie chemischen oder musikalischen Notationen festgehalten, die unabhängig von Sprache verstanden und in verschiedenen Sprachen verbalisiert werden können. Die theoretische Reflexion über diese Art graphischer Kommunikationssysteme steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Dieses Projekt fragt nach der Funktionsweise solcher graphischer Kommunikationssysteme im indianischen Amerika und wie das Verständnis solcher Formen von Verschriftlichung zu einer allgemeinen Theorie der Schrift beitragen kann. Dazu werden in fünf Teilprojekten sehr unterschiedliche Fälle (von mixtekischen Kodizes und dem Lesen von Mais, über gemischte vorspanische andine Kommunikationssysteme, bis zu Bilderschriften und graphischen Notationssystem im Tiefland Südamerikas) durch einheitiliche methodische Verfahren analysiert, welche zur Entwicklung einer Theorie beitragen sollen, in die die Mehrzahl der amerindianischen GKS aufgenommen werden kann. Dieses Projekt führt somit spezifisches Wissen und Methodiken zusammen, welche für die Analyse sowohl prähispanischer als zeitgenössischer graphischer Kommunikationssysteme in verschiedenen Regionen Amerikas (Mesoamerika, den Anden und im Tiefland Südamerikas) und in unterschiedlichen akademischen Traditionen entwickelt wurden. Es wird dadurch zu einem besseren Verständnis der Kommunikation und Weitergabe von Wissen in diesen Kommunikationssystemen beitragen indem es auf die Funktionsprinzipien dieser Systeme fokusiert, die Entwicklung einer einheitlichen Methodik vorantreibt und eine Theorie der Pluralität amerikanischer graphischer Kommunikationssysteme entwickelt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Partnerorganisation
Narodowe Centrum Nauki (NCN)
Kooperationspartnerin
Dr. Katarzyna Mikulska