Detailseite
Multimodales Stancetaking: Ausdrucksbewegung und affektive Positionierung. Politische Debatten im Deutschen Bundestag und im polnischen Sejm
Antragstellerin
Professorin Dr. Cornelia Müller
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426600435
Ziele des Arbeitsvorhabens. Trotz breiter und diversifizierter Forschungslage bleibt die Untersuchung gestischer, sprachlicher und prosodischer Eigenschaften von 'stance' und 'stancetaking' als multimodale kommunikative Aktivität ein aktuelles und international relevantes Desiderat. Dies adressiert der Vorschlag eines neuen Zugangs zur Multimodalität von Stancetaking (hier tentativ übersetzt als 'affektive Positionierung'), der über das Konzept der 'Ausdrucksbewegung' theoretisch und methodisch verankert wird. Integrierte Methoden. Empirisch wird dies am Beispiel politischer Debatten im Deutschen Bundestag und im polnischen Sejm untersucht. Gegenstand der Analyse sind dynamische gestische Muster, die im Einklang mit weiteren Körperbewegungen, Sprache und Prosodie als multimodale Ausdrucksbewegungen gefasst werden. Stancetaking wird auf der Ebene von Ausdrucksbewegungseinheiten untersucht. Diese Einheiten werden bezogen auf ihre sprachlich-gestische und sprachlich-prosodische Form hin analysiert. Die Debatten werden als ganze transkribiert, annotiert und hinsichtlich folgender Aspekte untersucht: (1) Segmentierung von Ausdrucksbewegungseinheiten als Bewegungsgestalten, (2) Eingrenzung auf Einheiten mit einem hohen Grad an Affektivität, (3) Analyse der multimodalen Orchestrierung affektiven Stancetakings bezogen auf (a) Formen und Muster des affective Stance auf der Ebene von Ausdrucksbewegungen, und (b) bezogen auf interaffektive Koordinierungen von Sprecher*innen und Publikum. Methodisch wird hierbei die Analyse von redebegleitenden Gesten als Ausdrucksbewegungen mit prosodischen Parametern, die relativ gut in Bezug auf Affektivität erforscht sind, in Verbindung gebracht.Bedeutung des Vorhabens. Zentrales Anliegen ist die Erarbeitung theoretischer und methodischer Grundlagen für zukünftige Analysen multimodaler Formen von Stancetaking, seien sie kulturvergleichend, verschiedene Diskursgenres übergreifend oder verschiedene Formen von politischer Debatten betreffend. Drei Aspekte sind hier zentral und innovativ: (1) der Zugang zur Multimodalität von Stancetaking über das Konzept der 'Ausdrucksbewegung', (2) die Einbeziehung der Synchronisierung von Geste-Sprache-Prosodie, und (3) die parallele empirische Analyse von Formen affektiver Positionierung in zwei Sprachen.Bedeutung der internationalen Kooperation. Das Projekt verbindet zwei erfahrene Teams mit einer je spezialisierten Expertise. Während das polnische Team die Verantwortung für die Analyse der prosodischen Parameter übernimmt, trägt sie das deutsche Team für die Analyse der redebegleitenden Gesten und für die Anwendung des Konzepts der 'Ausdrucksbewegung'. Auf diese Weise wird eine international einzigartige Perspektive auf die Multimodalität von Stancetaking als Ausdrucksbewegung eröffnet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Partnerorganisation
Narodowe Centrum Nauki (NCN)
Mitverantwortlich(e)
Dr. Silva Ladewig
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Ewa Jarmolowicz-Nowikow; Professor Dr. Maciej Karpinski; Dr. Katarzyna Klessa