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Slice Up - Die Thin-Slices-Technik: Anwendung auf Unterricht und Analyse der Urteilsprozesse
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Susanne Kuger; Professorin Dr. Mareike Kunter
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 425958473
Ziel des beantragten Projekts ist es, die Anwendbarkeit eines bisher im Bereich der Unterrichtsforschung noch kaum verwendeten, aber höchst ökonomischen Zugang auf die Analyse von Unterrichtsqualitätsmerkmalen zu untersuchen. Die „Thin-Slice-Technik“ (TST) ist ein Verfahren aus der Persönlichkeitsforschung, bei dem Fremdbeurteiler andere Personen anhand von sehr kurzen Videoausschnitten (maximal fünf Minuten) einschätzen. Die Nutzung der TST in verschiedenen Bereichen zeigt, dass mithilfe der TST sowohl Personen- als auch diverse Interaktionsmerkmale zuverlässig erfasst werden können, obwohl den Beurteilenden nur minimale Informationen über die Zielpersonen zur Verfügung stehen und somit nur ein erster Eindruck in das Urteil einfließen kann. Über verschiedene Anwendungsbereiche hinweg (z. B. Sozialpsychologie, Psychotherapie, Organisationsforschung, Sport) zeigt sich, dass diese schnellen Urteile messgenau sein können und praktische Relevanz, zum Beispiel bei der Vorhersage von zukünftigen Ereignissen oder Verhaltensweisen aufweisen. Im pädagogischen Kontext wurde die TST bisher nur selten angewendet. Dabei ist gerade im Bereich der Unterrichtsforschung der Bedarf an objektiven, aber gleichzeitig ökonomischen Verfahren zur Analyse von Unterrichtsprozessen hoch. Das geplante Projekt baut auf bereits erfolgten eigenen Voruntersuchungen auf, die eine prinzipielle Anwendbarkeit der TST auf die Unterrichtsanalyse gezeigt haben. In mehreren Teilstudien sollen zwei miteinander verbundene Fragestellungen untersucht werden: (1) Kann die TST zur Erfassung von lernrelevanten Unterrichtsprozessen eingesetzt werden und wie akkurat sind die durch die TST gewonnenen Urteile? (2) Welche kognitiven Prozesse liegen den TST-Urteilen zugrunde und welche Faktoren beeinflussen das Urteil? Das Arbeitsprogramm umfasst Re-Analysen von bereits vorliegenden Videostudien, experimentelle und quasiexperimentelle Studien sowie eine Meta-Analyse. Gelänge es, die TST erfolgreich auf die Unterrichtsanalyse anzuwenden, könnte dieses Verfahren hilfreich sein, um Forschung zur Wirkung von Unterrichtsmerkmalen mit größeren Stichproben als bisher in Videostudien üblich durchführen zu können und könnte auch praktischen Nutzen zum Beispiel bei Evaluationen oder Professionalisierungsmaßnahmen für Lehrkräfte finden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen