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Streifzüge zwischen Hochländern und Tiefländern: Soziale und wirtschaftliche Praktiken zwischen Spätchalkolithikum und Früher Bronzezeit im Transkaukasus

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424795509
 
Südwestasien war während des späten Chalkolithikums durch eine zunehmende Veränderung der Schwerpunkte gekennzeichnet: Irgendwann zwischen dem 5. und 4. Jt. v. Chr. scheint sich die ökonomische, technologische und soziale Dynamik vom fruchtbaren Halbmond in den Kaukasus verlagert zu haben. Es gab eine Aufschwung von Bergbau (Kupfer, Obsidian), extraktiver Metallurgie und auch einen Wandel in der Keramikproduktion. Der Südkaukasus wurde zentraler Kommunikationsraum für die Gesellschaften in Iran, Mesopotamien und darüber hinaus. Dieser Prozess stellt somit eine bedeutende Komponente im Wandel Südwestasiens am Beginn urbaner Zivilisationen des „Uruk-Komplexes“ dar. Es ist daher kein Zufall, dass sich analog auch die südkaukasische Kulturlandschaft durch eine neune Komplexität von Siedlungsmustern während dieser Zeit auszeichnete. Neue Forschungen im Rahmen des DFG-ANR-"Mines"-Projektes haben gezeigt, dass verschiedene Gemeinschaften sich unterschiedlichen kulturellen Traditionen zuordneten, die- einschließlich von Prä-Kura-Araxes-Gruppen - eigentlich nebeneinander existierten. Einzelne beherrschten elaborierte Pyrotechniken, wie Metallurgie, andere dagegen bevorzugten spezifische Biospären und Landschaftssysteme durch Besiedlung der gebirgigen Hänge des Kleinen Kaukasus. Die fortschreitende Besetzung des gebirgigen Hinterlandes der Kura- und Araxes-Täler markierte zudem eine neue Phase der Landnutzung und-erkundung. Dadurch entstanden vermutlich komplexen Dynamiken eines überregionalen Pastoralismus in neuen wirtschaftlichen Netzwerken und der Suche nach Metallerzen. Diese wirtschaftliche Reorganisation und die Produktion neuer Güter mag schließlich der Ausgangspunkt für jene gesellschaftlichen Dynamiken gewesen, die zu einer Verbreitung transkaukasische Gruppen und Ideen ab 3000 v.u.Z. nach Ostanatolien und West-Iran geführt haben. Unser erstes Projektziel ist jene Diversität in Fragen technischen Wissens, der Subsistenzstrategien, des genetischen Pools und der Ernährungsgewohnheiten zu erfassen, die diese Phase wesentlich geprägt hatte. Unser zweites Ziel ist es, den Wandel zwischen dem 5. und frühen 3. Jt. zu charakterisieren und zu verstehen. Technische Innovation im Kaukasusu wie Bergbau, extraktive Metallurgie aber auch Wollerzeugung und Nahrungsproduktion gehen mit einer ausgeweiteten Mobilität, Multikulturalität und aufkeimender sozialer Ungleichheit einher. Die Studie zielt auf die Integration von Daten aus verschiedenen Untersuchungsfeldern. Es geht um ein Verständnis der verschiedenen Szenarien, die den Südkaukasus im späten Chalkolithikums und am Beginn der Frühbronzezeit so verändert haben, bevor dieser selbst in die weiträumigen neuen Dynamiken des frühen dritten Jahrtausends eintrat und die Gesellschaften Westasiens nachhaltig beeinflusste.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Georgien
Kooperationspartnerin Dr. Irina Gambaschidze
 
 

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