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Eo-Oligozäne Abschiebungen in den Alpen: Orogennormale Reaktivierung eines Subduktionskanales oder orogenparalleler Kollaps nach Abriß ozeanischer Kruste?
Antragsteller
Dr. Daniel Rutte
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421790087
Das Verhalten subduzierender Kruste in Tiefen des Erdmantels kann ein Gebirge in Dehnung bringen und es so teilweise abtragen. In den Zentralalpen wird eine Reihe vormiozäner Dehnungsstrukturen den Folgen des Abrißes ozeanischer Kruste vom europäischen Kontinent vor ~35 Ma zugeschrieben. Strukturelle Korrelationen und relative Alterskriterien implizieren, dass die Dehnung bereits vor ~31 Ma wieder aufhörte. Im Gegensatz dazu, wird ein jüngst erstellter thermochronologischer Datensatz so interpretiert, dass die Dehnung bis 29–18 Ma fortbestand. Ähnlich kontrovers wie die Zeitlichkeit wird auch die dominante Dehnungsrichtung debatiert. Das vor allem auf strukturellen Beobachtungen basierende Model impliziert orogenparallelen Kollaps während das vor allem auf thermochronologischen Daten basierende Model orogennormale Dehnung postuliert, bei der die ehemalige Plattengrenze/Subduktionskanal, zwischen Austroalpin und Penninikum reaktiviert wird.Das hier vorgeschlagene Projekt wird die Dehnungsstrukturen der Zentralalpen untersuchen und dazu Lücken im strukturgeologischen Datensatz füllen und die Dehnung direkt datieren. Das vorgeschlagene Projekt wird erstmals geochronologische Methoden, welche in den vergangenen Jahren verbessert wurden, kombinieren: U-Pb Kalzit Geochronologie, 40Ar/39Ar Glimmer in situ Datierung und 40Ar/39Ar Fluideinschlussdatierung in Quarzmineralisationen werden genutzt um krustale Dehnung zu datieren. Die Resultate werden zu einem detaillierten Verständnis von Geometrie und Zeitlichkeit der Dehnungsstrukturen führen. Sie erlauben es die beiden bestehenden Modelle zu testen. Weitergehend, wird das bestimmen der Zeitlichkeit es erlauben die Dehnung mit anderen Prozessen ähnlicher Zeitlichkeit in Zusammenhang zu bringen: Dies sind vor allem die bereits präzise datierte Exhumierung von Hochdruckgesteinen, Änderungen in der magmatischen Aktivität und der großmaßstäblichen Deformation in der Kollisionszone (z.B. dem möglichen Wachstum von Faltenüberschiebungsgürteln im Gebirgsvorland während der Extension). Das Integrieren dieser verschiedene Krustenniveaus betreffenden Prozesse in einer absoluten Chronologie wird es ermöglichen zeitauflösende Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Abrißes ozeanischer Kruste zu erlangen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Nikolaus Froitzheim