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Bewegbare Bilder festhalten. Screenshots als theoretisierende Medienpraxis
Antragsteller
Professor Dr. Jens Ruchatz
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421460278
Das Ziel des Fortsetzungsprojekts besteht weiterhin darin, das digitale Bild aus der Innenperspektive digitaler Bilder zu theoretisieren. Ausgangpunkt der Untersuchung sind Bildpraktiken, die sich in digitalen Bildern materialisieren. In digitalen Bildern ist medienpraktisches Wissen präsent, aus dem sich Elemente für eine Praxistheorie des digitalen Bildes gewinnen lassen. Um auf dieses praxeologische/praktische Medienwissen zuzugreifen, bedient sich das Projekt der im Vorgängerprojekt entwickelten Methode der Bildpraxisanalyse, die Bilder auf ihr Medienwissen hin befragt.Angesichts der Vielfalt der Erscheinungsformen des digitalen Bildes muss die Suche nach im Bild materialisierten Medienwissen eng konturiert werden. Dazu nimmt das Fortsetzungsprojekt eine besondere Form von Metabildern in den Blick: Screenshots. Dieser bislang wenig erforschte Bildtypus reflektiert digitale Bilder, indem er sie festhält. Das Projekt fokussiert genauer auf Screenshots, die 360°-Bildumgebungen von digitalen Spielen und Panoramen (z. B. Google Street View) reflektieren. Dieser Bildtypus wird oft als Inbegriff digitaler Bilder betrachtet, insofern er „algorithmisch“ (Uricchio) und „operativ“ (Hoelzl/Marie) navigierbar ist.In der vorliegenden Forschung wird die Bildpraxis des Screenshots häufig mit traditionellen Bildpraktiken wie Fotografieren und Fotokopieren verglichen und damit auf die Remediatisierung analoger und digitaler Vorläufer reduziert. Auch wenn diese Medienbezüge offensichtlich erscheinen, möchte das Projekt die Medienpraktiken des Screenshots befragen, um die manifesten Unterschiede herauszuarbeiten, die Screenshots als digitale Bildpraxis spezifisch machen. Screenshots von 360°-Bildumgebungen zu untersuchen, ist in dieser Hinsicht als impliziter Medienvergleich besonders aufschlussreich: Die Anfertigung eines Screenshots transformiert das digitale Bild fundamental in Hinblick auf Beweglichkeit, Räumlichkeit und Zirkulierbarkeit. Ein bewegliches, endloses Bild wird in ein scheinbar unbewegtes Bild verwandelt, das sich leicht in verschiedenen Kontexten teilen und zeigen lässt.Die Bildpraxisanalyse wird zu Screenshots von 360°-Bildumgebungen (wie digitalen Spiele und Panoramen) durchgeführt. Praktiken (und entsprechendes Medienwissen) werden dabei auf drei Ebenen geborgen: Navigationspraktiken, die das Raum-Bild steuern; Aufnahmepraktiken, die ein Bild (den ‚Shot‘) produzieren; Ausstellungspraktiken, die Screenshots öffentlich sichtbar machen. Die empirische Erhebung geht zunächst von den Ausstellungsorten aus, wo die Bilder gemäß der Ausstellungspraktiken des Dokumentierens, Werbens und Kritisierens auftauchen. Die Praktiken des Ausstellens geben Aufschluss über Praktiken des Navigierens und Aufnehmens, da diese sich im Bild materialisieren. Aus Screenshots zeitgenössischer Spiele und digitaler Panoramen bildpraxisanalytisch geborgene Medienwissen trägt schließlich zu einer praxeologischen Medienphilosophie des digitalen Bildes bei.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2172:
Das digitale Bild