Detailseite
Projekt Druckansicht

Genomische und nicht-genomische Cortisoleffekte auf den Gedächtnisabruf in Abhängigkeit vom Sexualhormonstatus

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 420772472
 
Stress und der verbundene Anstieg des Stresshormons Cortisol führen zu markanten Beeinträchtigungen im Gedächtnisabruf, die deutliche Auswirkungen auf das alltägliche Leben haben, beispielsweise in Prüfungssituationen oder vor Gericht. In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass schnelle, non-genomische Cortisoleffekte (die innerhalb weniger Minuten nach Stressexposition beginnen) langsame, genomische Cortisoleffekte (die etwa nach einer Stunde einsetzen) ergänzen und in beiden Fällen zu einem schlechteren Gedächtnisabruf führen. Erstaunlicherweise gibt es im Humanbereich nur vereinzelt Studien zu den beteiligten neuronalen Korrelaten des Gedächtnisabrufs, die sich allerdings auf non-genomische Cortisoleffekte beschränken. Daneben ist ebenso auffällig, dass bisherige Studien nur Männer untersucht haben und somit keinerlei Evidenz zu den beteiligten Hirnstrukturen bei Frauen existiert. Aufgrund unterschiedlicher Sexualhormonkonzentrationen ist bei Frauen sowohl der Menstruationszykluszeitpunkt, als auch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva (OC) zu beachten. Insbesondere konnte schon festgestellt werden, dass die Stress- und Cortisoleffekte auf verschiedene Lern- und Gedächtnisprozesse bei OC-Frauen entweder nicht nachweisbar sind oder sich sogar im Vergleich zu Männern umkehren. Dementsprechend ist es wichtig, verschiedene Frauengruppen näher zu untersuchen um Effekte der Sexualhormone den direkten OC-Effekten sowie einem allgemeinen Geschlechtseffekt gegenüberzustellen. In der vorliegenden funktionellen Magnetresonanztomografie-Studie sollen die neuronalen Grundlagen der non-genomischen und genomischen Cortisoleffekte auf den Gedächtnisabruf eingehend charakterisiert werden. Ebenso sollen erstmals neben Männern verschiedene Frauengruppen mit unterschiedlichen Sexualhormonkonzentrationen verglichen werden: frei-zyklierende Frauen, die entweder in der frühen Follikularphase oder der Lutealphase des individuellen Menstruationszyklus‘ getestet werden sowie Frauen unter OC-Einnahme. Nach der intentionalen Enkodierung soll der Gedächtnisabruf 24 Stunden später entweder nach einer Placebo- oder Cortisolgabe (20mg) stattfinden. Des Weiteren wird beabsichtigt, mögliche Faktoren (z.B. Hippocampus-Volumen oder Sexualhormonspiegel) zu identifizieren, die mit interindividuellen Unterschieden im Ausmaß der Beeinträchtigung des Gedächtnisabrufs und dessen Modulation in Zusammenhang stehen.Die Ergebnisse dieser Studie können einen beachtlichen Beitrag für ein besseres Verständnis der neurobiologischen Grundlagen der Stresshormon-induzierten Gedächtnisdefizite leisten. Daneben werden auch wichtige Hinweise auf klinische Anwendungsfelder erwartet, insbesondere bezogen auf psychische Erkrankungen, bei denen stressassoziierte Gedächtnisphänomene gut umschrieben sind, wie beispielweise bei der posttraumatischen Belastungsstörung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung