Detailseite
Projekt Druckansicht

Eine Merkmalsbindungs-Perspektive auf Aufgaben- und Sprachwechsel: Der Einfluss eines aufgabenirrelevanten Kontextes auf den episodischen Abruf

Antragstellerin Dr. Andrea M. Philipp
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393269228
 
Das menschliche Verhalten zeichnet sich durch große Flexibilität aus. So sind wir beispielsweise in der Lage, flexibel von einer Aufgabe zu einer anderen zu wechseln oder mitten im Gespräch von einer Sprache in eine andere zu wechseln. Allerdings bringt diese Flexibilität auch Kosten mit sich. Sowohl in Aufgabenwechselsituationen als auch in Sprachwechselsituationen ist die Leistung von Versuchspersonen in einer Aufgaben- bzw. Sprachwiederholung besser als in einem Aufgaben- oder Sprachwechsel. Im Sinne einer Merkmalsbindungs-Perspektive lässt sich ein solcher Wiederholungsvorteil dadurch erklären, dass die Wiederholung eines Merkmals die vorausgehende Merkmalsbindung (d.h. eine Bindung aus Aufgabe, Stimuli und Reaktionen) wieder abruft und so zu einer positiven Bahnung einer Aufgabe oder Sprache führt. Dabei scheinen nicht nur aufgabenrelevante Merkmale eine Merkmalsbindung wieder abrufen zu können, sondern auch aufgabenirrelevante Merkmale, die wir als „Kontextmerkmale“ bezeichnen. Im vorliegenden Projekt untersuchen wir die Rolle des aufgabenirrelevanten Kontexts auf den episodischen Abruf einer vorausgegangenen Merkmalsbindung. Dabei interessieren uns unter anderem zeitliche Aspekte des episodischen Abrufs, zum Beispiel die Frage, wann der aufgabenirrelevante Kontext (z.B. die Schriftfarbe eines Wortes oder ein farbiger Worthintergrund) dargeboten werden muss, um eine vorausgegangene Merkmalsbindung effektiv abrufen zu können. Des Weiteren erforschen wir, ob ein aufgabenirrelevanter Kontext nur eine einzige Merkmalsbindung abrufen kann oder mehrere Merkmalsbindungen. Zu diesem Zweck führen wir in einem Aufgabenwechselparadigma eine Kontext-Aufgaben Kontingenz ein. Eine der beiden Aufgaben (z.B. Größenentscheidung, ist ein Objekt größer oder kleiner als ein Schuhkarton) wird dabei häufiger mit einem Kontextmerkmal (z.B. einem roten Worthintergrund) als mit dem anderen Kontextmerkmal (blauer Worthintergrund) kombiniert. Auf diese Weise soll eine Assoziation zwischen Kontext und Aufgabe induziert werden, so dass die Wiederholung eines Kontextmerkmales möglicherweise nicht nur die Merkmalsbindung aus dem direkt vorausgegangenen Durchgang abruft, sondern auch die assoziierte Aufgabe. In verschiedenen Experimenten untersuchen wir so das Zusammenspiel zwischen Merkmalsbindung und episodischem Abruf auf der einen Seite und dem assoziativen Lernen von Kontingenzen auf der anderen Seite untersuchen. Zusätzlich wird die Merkmalsbindungs-Perspektive in ein angewandtes Umfeld übertragen, indem wir versuchen, das Lernen neuer Wörter zu fördern. Wir wollen dabei die Wiederholung bzw. den Wechsel von Kontextmerkmalen nutzen, um gezielt den Abruf des korrekten Wortes zu unterstützen und den Abruf vorhergehender falscher Antworten zu reduzieren. Auf diese Weise trägt unser Projekt dazu bei, auch Phänomene des realen Lebens aus einer Merkmalsbindungs-Perspektive beschreiben und erklären zu können.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung