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„Evangelikale Bibelhermeneutik im deutschsprachigen Raum seit 1990“

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418888388
 
Der Evangelikalismus stellt eine einflussreiche Realgestalt des Protestantismus dar. Mit ca. 1,3 Mio. Mitgliedern ist die Deutsche Evangelische Allianz der größte evangelikale Dachverband in Deutschland. Die Forschung beachtete das Phänomen des Evangelikalismus bislang kaum. Vor allem die evangelische Universitätstheologie behandelt evangelikale Gruppen und ihr Schriftverständnis nur selten, und wenn, meist mit polemischem Abgrenzungsinteresse. Dies wird weder der Komplexität kirchlicher Wirklichkeit noch der Vielgestaltigkeit evangelikaler Theologie und ihrer Hermeneutik gerecht.Das vorliegende DFG-Projekt widmet sich seit Oktober 2019 der zeitgenössischen Debattenlage um evangelikale Verständnisse der Bibel. Deren Erarbeitung dient einerseits dazu, Formen und Richtungen evangelikaler Lehre und Lehrbildung einordnen zu können und mit Blick auf Trägerschichten und Institutionen spezifische Momente herauszuarbeiten. Zum anderen eröffnet sich hier die Möglichkeit, auch die gesellschaftspolitischen Impulse dieser wichtigen Gruppierung, z.B. in ethischen oder politischen Fragen, zu kontextualisieren. Damit wird die Realgestalt des deutschsprachigen Evangelikalismus in ihren Anliegen ernstgenommen und von ihren Grundlagen her geprüft.Die bisherige Forschung zeigt hier jenseits von Abgrenzungsversuchen weithin Desinteresse. Selbst in Gisa Bauers „Evangelikale Bewegung und evangelische Kirche in der Bundesrepublik Deutschland“ wird auf eine direkte Auseinandersetzung mit hermeneutischen Entwürfen verzichtet. Dabei gibt es mit der Streitschrift „Das Ende der historisch-kritischen Methode“ und der „Biblische[n] Hermeneutik“ von Gerhard Maier sowie „Die Bibel im Griff“ von Armin Sierszyn einflussreiche Entwürfe in diesem Feld. Deren Analyse bildet einen zentralen Textbestand des Projekts.Der hierin greifbare innerprotestantische Konflikt kann auch als Ringen um das protestantische Schriftprinzip gelesen werden, das erheblich an Plausibilität eingebüßt hat. Sowohl die Herauslösung der Exegese aus dem dogmatischen Korsett als auch die Entwicklung historisch-kritischer Methoden haben dazu beigetragen. Entgegen der eigentlichen Intention, die hochgeschätzte Schrift vor dogmatischer Vereinnahmung zu schützen, bewirkte die Historisierung biblischer Texte ein Auseinandertreten von Autorvergangenheit und Lesergegenwart.Gegenüber dem ursprünglichen Arbeitsplan wurden die Bemühungen um kritische Würdigung in zwei Richtungen verstärkt: Zum einen wurde das Spektrum der Interviews, Medien und der betrachteten evangelikalen Theologen ausgeweitet, um der Pluralisierung des Feldes, auch durch die zunehmende Akkreditierung evangelikaler Hochschulen, Rechnung zu tragen. Auch digitale Medien konnten sinnvoll einbezogen werden. Zum anderen wurde der geistige Hintergrund der Absetzungsbemühungen als spezifische Moderneabwehr historisch kontextualisiert. Vor dem Hintergrund dieser Erweiterungen wirbt der vorliegende Antrag um eine Verlängerung der Förderdauer um 12 Monate.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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