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Regulation von Craving: Einflüsse von Stressinduktion and Re- Expositionseffekte verschiedener Regulationsstrategien
Antragstellerin
Professorin Dr. Tanja Endrass
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417958660
Stress und Craving sind wichtige Rückfall-Prädiktoren bei Substanzkonsumstörungen. Studien zeigen, dass Betroffene bei Konfrontation mit Substanzcues (z.B. Bildern von Rauchern) ihr Craving durch Konzentration auf die langfristig schädlichen Folgen des Substanzkonsums reduzieren können. Neuronal ist dies mit stärkerer Aktivierung präfrontaler Areale und verminderter Aktivität im ventralen Striatum und der Amygdala assoziiert.Die erste Studie soll untersuchen, welchen Einfluss Stress auf die Fähigkeit starker Raucher hat, ihr Craving nach Zigaretten und damit assoziierte neuronale Korrelate zu regulieren (erhoben mit funktioneller Magnetresonanztomografie; fMRT). Männliche starke Raucher werden zufällig einer Stressinduktion (sozial-evaluativer cold pressor test) oder Kontrollbedingung zugewiesen. Während der fMRT-Messung führen sie eine Aufgabe zur Regulation des Cravings nach Zigaretten und Nahrungsmitteln (als Kontrollbedingung) durch. Über Speichelproben wird das Niveau von Katecholaminen und Glukokortikoiden erfasst und untersucht inwiefern dieses mit präfrontal mediierten Kontrollmechanismen interferiert und den Regulationserflog (subjektiv und neuronal) einschränkt. Weiterhin untersuchen wir inwieweit das exekutive Funktionsniveau dazu beiträgt Regulationskapazitäten unter Stress aufrechtzuerhalten.Die zweite Studie befasst sich mit langfristigen Auswirkungen von Cravingregulation und deren elektrophysiologischen Korrelaten mittels Elektroenzephalogramm (EEG). Hierbei soll das Late Positive Potential (LPP) als Marker für Aufmerksamkeit für Substanzcues und ihr Cravingpotenzial dienen. Starke RaucherInnen bearbeiten eine Cravingregulationsaufgabe, in der das Craving über die Vorstellung langfristiger negativer Konsequenzen des Rauchens oder durch Lösen einer arithmetischen Aufgabe reguliert wird. Anschließend werden die zuvor gezeigten Substanzcues erneut präsentiert, ohne dass Craving reguliert werden soll. Wir vermuten, dass Strategien, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Stimuli erfordern, langfristig erfolgreicher sind als solche, in denen Craving durch Ablenkung unterdrückt wird. Kurzfristig sollten beide Strategien erfolgreich Craving und die mit Substanzcues assoziierte Amplitude des LPP reduzieren können. Langfristig sollten jedoch Substanzcues, von denen sich Raucher zuvor abgelenkt haben, bei erneuter Konfrontation stärkeres Craving und größere LPP Amplituden auslösen als Substanzcues, bei denen sich Raucher zuvor auf die langfristigen negativen Konsequenzen konzentriert haben.Da Regulationsstrategien im Labor zwar häufig erfolgreich, im Alltag jedoch mit größeren Schwierigkeiten verbunden sind, kann die fMRT-Studie zu unserem Verständnis darüber beitragen, welche Faktoren den Regulationserfolg begünstigen bzw. einschränken und wie diese interagieren. Die EEG-Studie wird dazu beitragen „Rebound-Effekte“ maladaptiver Strategien wie Ablenkung besser zu verstehen und Zusammenhänge zur Cravingregulation aufzeigen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Kooperationspartner
Professor Dr. Thomas Goschke; Professor Dr. Philipp Kanske; Dr. Robert Miller