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(A)Symmetrien und Bewegung in Laut- und Gebärdensprachen
Antragsteller
Professor Dr. Markus Steinbach; Professor Hedde Zeijlstra, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414910159
Eine der faszinierendsten Eigenschaften des Aufbaus von Sätzen ist das häufige Vorkommen bestimmter Arten von "Links-Rechts-Asymmetrien" (LRA). Dazu gehört z.B. die gut dokumentierte Präferenz spezifikator-initialer Strukturen gegenüber spezifikator-finaler Strukturen. Das wirft die Frage auf, inwieweit die zugrundeliegenden Strukturen selbst asymmetrisch sind. In der aktuellen Forschung gibt es dazu (zumindest) zwei gegensätzliche Ansätze: Der erste Ansatz geht davon aus, dass die Grammatik grundsätzlich symmetrisch ist und damit sowohl spezifikatoren- und kopf-initiale als auch spezifikatoren- und kopf-finale Strukturen generieren kann. Im Rahmen dieses "symmetrischen" Ansatzes lässt sich die Dominanz spezifikator-initialer Strukturen aus einem generellen Verbot von Rechtsbewegung (“ban on rightward movement”, BORM) ableiten, das wiederum auf extragrammatischen Prinzipien zurückgeführt werden kann. Im Rahmen des konkurrierenden "asymmetrischen" Ansatzes werden alle Phrasen grundsätzlich in einer Spezifikator-Kopf-Komplement-Abfolge (SHC-Abfolge) linearisiert. Strukturen, die dieser SHC-Abfolge nicht entsprechen, müssen mithilfe von zusätzlichen syntaktischen Bewegungen abgeleitet werden. Die Frage, ob grammatische Strukturen symmetrisch oder asymmetrisch sind, ist noch immer nicht beantwortet.Im Mittelpunkt des vorliegenden Projekts stehen die folgenden Fragen: (i) Welche LRA gibt es in gesprochenen Sprachen und lassen sich diese LRA aus dem BORM oder einer anderen generellen Beschränkung ableiten und (ii) welche LRA gibt es in Gebärdensprachen und wie unterscheiden sich diese Asymmetrien von entsprechenden Asymmetrien in gesprochenen Sprachen? Das Ziel des Projektes ist, zu ermitteln, ob die im Rahmen der Fragen (i) und (ii) untersuchten Phänomene Hinweise auf ein grammatikexternes BORM als grundlegende Beschränkung für syntaktische LRA liefern und in wieweit grammatikexterne Faktoren wie die Sprachmodalität zu den beobachteten Oberflächenasymmetrien beitragen.LRA werden oft als Argumente für einen asymmetrischen Ansatz angeführt. Der erste Schritt des Projekts besteht daher darin, zu untersuchen, ob syntaktische Strukturen in Laut- und Gebärdensprache grundsätzlich asymmetrisch sein müssen. Wenn es möglich ist, belegte LRA auf ein extragrammatisches BORM zurückzuführen, dann sind diese Asymmetrien sowohl mit einer symmetrischen als auch mit einer asymmetrischen Analyse kompatibel und wären somit keine Evidenz mehr für einen asymmetrischen Ansatz. Der zweite Schritt besteht darin, zu untersuchen, ob die Häufigkeit von Linksbewegung direkt eine asymmetrische Grammatik widerspiegelt, oder ob sich diese Asymmetrie aus unabhängigen, extragrammatischen Gründen wie z.B. Parsingbeschränkungen und modalitätsspezifischen Restriktionen ableiten lassen. Da Rechtsbewegung in Gebärdensprachen stärker verbreitet zu sein scheint, gehört zu unseren Zielen, zu erklären, warum Gebärdensprachen nicht denselben Beschränkungen unterliegen wie Lautsprachen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen