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Leistungsfeedback an Lernende mit Migrationshintergrund: Hinweise auf einen positiven Feedback-Bias?

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414345023
 
Zahlreiche Studien haben eine negative Verzerrung bei der Einschätzung und Beurteilung von Angehörigen ethnischer Minderheiten in den USA gezeigt. So wurde mehrfach nachgewiesen, dass US-amerikanische Lehrkräfte geringere Erwartungen an die Leistungen haben oder eine erbrachte Leistung schlechter beurteilen, wenn diese von Schüler/innen ethnischer Minderheiten (v.a. afroamerikanischer Herkunft) erbracht wurde. Für Deutschland zeigen neuere Studien ebenfalls eine negative Verzerrung bei der Bewertung der Leistungen türkischstämmiger Schüler/innen, auch unter Kontrolle der Vorleistungen bzw. in experimentellen Designs. Bei diesen Studien zu negativeren Erwartungen und Beurteilungen gilt jedoch, dass die Teilnehmenden nicht davon ausgingen, dass ihre Urteile in einer direkten Gegenüberstellung abgegeben oder an die beurteilten Personen weitergeleitet werden würden.In (vorgestellten) persönlichen Rückmeldesituation zeigt die vorliegende Empirie aus den USA jedoch keine negative, sondern im Gegenteil eine positive Verzerrung. Verschiedene experimentelle Studien zum "positiven Feedback-Bias" und zum "Failure-to warn-Phänomen" zeigten, dass in den USA persönliche Rückmeldungen gegenüber afroamerikanischen Personen positiver und weniger kritisch ausfallen als gegenüber Angehörigen der Majorität. Und obwohl diese Forschung höchst relevante Mechanismen offenbart, die in faktischen Rückmeldesituationen mit Angehörigen einer leistungsmäßig negativ stereotypisierten Minderheit eine Rolle spielen, liegen noch keine entsprechenden Untersuchungen aus Deutschland vor. Im geplanten Forschungsvorhaben soll deshalb in verschiedenen experimentellen Studien geprüft werden, ob der "positive Feedback-Bias" und das "Failure-to-warn-Phänomen" in einer ähnlichen Weise auch in Deutschland auftreten, wenn Feedbackgebende ohne Migrationshintergrund eine persönliche Rückmeldung an Lernende mit (türkischem) Migrationshintergrund geben. In mehreren aufeinander aufbauenden experimentellen Studien werden verschiedene Situationen untersucht, in denen ein persönliches Feedback zu einer gezeigten Leistung bzw. zum Verfolgen sehr anspruchsvoller akademischer Ziele formuliert werden soll. Die Untersuchung potentieller Moderatoren bietet zudem erste Ansatzpunkte für geeignete Interventionen, die das Geben eines realistischen statt positiv verzerrten Feedbacks befördern können. Perspektivisch soll ein Folgeprojekt die Konsequenzen positiv verzerrten Feedbacks auf das fähigkeitsbezogene Selbstkonzept und das Engagement der Feedbackempfangenen untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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