Die Billunger: Reichs- und landesgeschichtliche Vernetzungen und dynastisches Fortleben im 12. Jahrhundert

• Antragsteller: Professor Dr. Florian Hartmann
• Fachliche Zuordnung: Mittelalterliche Geschichte
• Förderung: Förderung von 2018 bis 2023
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407995766

Die Billunger waren zu Beginn des 12. Jahrhunderts das dienstälteste Herzogsgeschlecht im römisch-deutschen Reich. Sie stellten in ununterbrochener Folge vom Vater auf den Sohn fünf Herzöge von Sachsen: Hermann († 973), Bernhard I. († 1011), Bernhard II. († um 1059), Ordulf († 1072) und Magnus († 1106). Diese Kontinuität konnte damals kein zweites Herzogtum im Reich aufweisen. Doch während für eine ganze Reihe von Dynastien des Reiches aus dieser Zeit jüngere Monographien von großer methodischer Reife vorliegen, fehlen diese für die Billunger. Auf mindestens drei Feldern hat sich seit den letzten Monographien zu den Billungern in den 1950er Jahren allerdings die Forschung methodisch soweit entwickelt, dass auch die Billunger eine moderne Studie verdienen, die diesen jüngeren Forschungsentwicklungen Rechnung trägt. Diese drei wichtigsten Erkenntnisse der jüngeren Forschung betreffen:1. Das neue Verständnis für die clanartige, in persönlichen Netzwerken konstituierte Struktur der Dynastien im 11. und 12. Jahrhundert, welche es erforderlich macht, auch bei den Billungern diesen Vernetzungen auf personeller, besitzgeschichtlicher und institutioneller Ebene nachzuspüren.2. Das neue Verständnis für die anhaltende Bedeutung kognatischer Verwandtschaft zur Konstruktion von Dynastien im 12. Jahrhundert, die es nahelegen, die Billunger über ihr vermeintliches "Aussterben" 1106 hinaus zu erforschen.3. Forschungen zur Europäisierung Europas (Bartlett), zu den Expansionen an den Rändern des christlichen Europas, an denen die Billunger seit Ende des 11. Jahrhunderts und dann in Verlängerung ihrer Dynastie unter Lothar von Süpplingenburg stärker mitgewirkt haben, als in der älteren Forschung vermutet.Unter Berücksichtigung dieser Entwicklungen und in Rückgriff auf jüngere, mustergültige Arbeiten zu anderen Dynastien dieser Epoche sollen im Projekt die Billunger im 11. und mit ihren Kontinuitäten im 12. Jahrhundert monographisch erfasst werden.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen