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Weibliche Herrschaftspartizipation in der Frühen Neuzeit. Regentschaften im Heiligen Römischen Reich in westeuropäischer Perspektive
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Rutz
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407667853
Die vertretungsweise Ausübung von Herrschaft in einem Territorium war in der Frühen Neuzeit eine gängige Möglichkeit für Frauen, eine politische Machtposition zu bekleiden. Trotz der zeitgenössischen Kritik an dieser Praxis lassen sich Regentinnen in vielen Ländern Europas und in zahlreichen Territorien des Reiches nachweisen. Für Letztere ist das Phänomen bislang kaum erforscht. Die wenigen vorliegenden Arbeiten konzentrieren sich auf einzelne Frauen. Zu männlichen Regenten und Regentschaftskollektiven gibt es kaum Spezialforschung, vergleichende Studien fehlen vollständig. Ziel des Projekts ist es, das Phänomen Regentschaft im Reich territorial und geschlechtsspezifisch vergleichend zu untersuchen und in den westeuropäischen Kontext des dynastischen Fürstenstaates einzuordnen. Der territoriale Vergleich ermöglicht es, die jeweiligen Befunde sowohl in ihrer regionalen Spezifik als auch in ihrer allgemeinen, gesamteuropäischen Bedeutung zu interpretieren. Zudem kann herausgearbeitet werden, auf welche strukturellen oder akteursbedingten Gegebenheiten bestimmte Gemeinsamkeiten und Unterschiede zurückzuführen sind. Der geschlechtsspezifische Vergleich soll die Frage klären, ob das politische Handeln der Regentinnen auf ihr Geschlecht bezogenen Beschränkungen unterlag oder ob andere, auch für Männer relevante, strukturelle Bedingungen entscheidender waren. Aufgrund ihrer relativen Häufigkeit und einer oftmals mehrjährigen Dauer stehen vormundschaftliche Regentschaften im Mittelpunkt. Die Ergebnisse des Projekts werden in einer Monographie (Dissertation) publiziert. Exemplarisch untersucht werden dabei das Herzogtum Württemberg und das Herzogtum Savoyen, die vom 15. bis 17. Jahrhundert jeweils mehrere von Frauen, Männern und/oder Kollektiven geführte Vormundschaftsregentschaften aufwiesen. Darüber hinaus soll im Rahmen des Projekts ein "Handbuch der Regentschaften in den Territorien des Heiligen Römischen Reiches 1495–1806" herausgegeben werden, das erstmals die grundlegenden Informationen zu allen Regentschaften in den Territorien des frühneuzeitlichen Reiches bereitstellt, Literatur und Quellen benennt, zentrale Aspekte der jeweiligen Regentschaftsperiode erörtert und diesbezügliche Forschungsperspektiven aufzeigt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen