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Nichts als Türme? Die frühbronzezeitliche Landschaft des Zentraloman

Antragstellerin Dr. Stephanie Döpper
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406621686
 
Das 3. Jahrtausend v. Chr. im Oman ist eine Periode fundamentaler Veränderungen in der sozialen Komplexität, der Nutzung neuer Ressourcen sowie der Lebensweise. Über das Siedlungsmuster dieser Epoche ist kaum etwas bekannt. In der Literatur werden Fundorte mit monumentalen Gebäuden, auf die sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten konzentriert hat, als Zentren an der Spitze einer Siedlungshierarchie angesehen. Für diese Hypothese fehlt jedoch die Datengrundlage, da das Vorhandensein kleiner Fundorte in ihrem Hinterland weitgehend unerforscht ist. Ziel meines von 2018 bis 2021 (Fortsetzung bis 2022) laufenden DFG-Projektes in der Region von Al-Mudhaybi ist es daher, anhand einer Kombination verschiedener Surveymethoden und kleinflächiger Ausgrabungen detaillierte und umfassende Einblicke in das Siedlungsmuster des 3. Jahrtausends v. Chr. im Zentraloman sowie in die Ursachen der bedeutenden gesellschaftlichen Veränderungen dieser Epoche zu gewinnen. Zu den bis zum jetzigen Zeitpunkt erzielen Ergebnissen des Projektes gehören, (1) dass kleine nicht-monumentale Siedlungen selten sind und somit gängige Theorien zur Siedlungshierarchie überdacht werden müssen, (2) dass Monumentalgebäude bereits zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. errichtet wurden und, (3) dass sich im Gegensatz zur Annahme, dass die Umm an-Nar-Zeit einen kulturellen Höhepunkt darstellt, ein Rückgang der Aktivitäten in dieser Zeit im Untersuchungsgebiet zeigt. Damit wird das Narrativ einer vorwiegend agrarischen und sesshaften Gesellschaft mit einem hierarchisch strukturierten Siedlungssystem im Zentraloman während der Frühbronzezeit in Frage gestellt und stattdessen die Rolle mobiler Gemeinschaften betont.Auf Grund der unerwartet großen Anzahl an Oberflächenfunden in den neu entdeckten Siedlungen Mukhtru und Sinaw sowie dem vorzeitigen Abbruch der Feldforschungen im Frühjahr 2020 können nicht alle Arbeiten bis zum Projektende im Oktober 2021 wie geplant durchgeführt werden, sodass Teile der Datengrundlage für statistisch verlässliche Aussagen zum Siedlungssystem und dessen Entwicklung im Laufe der Frühbronzezeit fehlen. Insbesondere der Abschluss der systematischen Begehung ist hierfür entscheidend. Diese unterscheidet sich von traditionellen Surveys dadurch, dass sie die fußläufige Oberflächensammlung von Artefakten nicht auf bereits in der Fernerkundung oder anderweitig identifizierte und antizipierte Fundorte beschränkt, sondern ausdrücklich auch in vermeintlich leeren Bereichen zwischen den Fundorten stattfindet. Sie ist die einzige Möglichkeit, kleinere Fundorte, wie Lagerplätze mobiler Gruppen, zu finden und damit ein repräsentatives Gesamtbild des Untersuchungsgebietes zu erzeugen. Aus diesem Grund wird eine Fortsetzung des Projektes um 8 Monate beantragt. Durch diese detaillierten und systematisch gewonnenen Daten wird erstmals eine umfassende Bewertung des Siedlungssystems und der damit zusammenhängenden signifikanten sozio-ökonomischen Veränderungen möglich.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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